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Inhalt
Thomas Carlyles Novalis-Essay erschien 1829 in der Zeitschrift The Foreign Review. Das Ziel dieses Textes war, wie Carlyle immer wieder selbst betont, eine Annäherung an Novalis, keine letztgültige Interpretation seines Werkes: »Bei dem besten Willen und nach wiederholten Versuchen haben wir selbst nur erst einen schwachen Begriff von Novalis gewonnen.« ( S. 161)
Im Zuge einer sechsbändigen Carlyle-Ausgabe (1855/56) wurde der Essay von August Kretzschmar (1812-1872) übersetzt und 1855 im zweiten Band veröffentlicht. Dass Kretzschmars Übersetzung eine zeitgenössische Übersetzung ist, wird an der Orthografie und den verwendeten Vokabeln deutlich. Die Zitate aus Ludwig Tiecks Novalis-Biografie und aus den Schriften selbst hat Kretzschmar natürlich nicht ins Deutsche rückübersetzt, sondern aus den Originalen zitiert. Zum weiteren Vorgehen siehe seine Vorbemerkung zum zweiten Bande.
Thomas Carlyle trug als »›Voice of Germany‹ in Britannien« wie kein anderer englischsprachiger Schriftsteller zur Verbreitung der deutschen Literatur in Großbritannien bei. Carlyles Rezension der vierten Auflage der Novalis Schriften (1826) wuchs schließlich zu einem umfassenden Novalis-Essay an, in dem auch zahlreiche Auszüge in Übersetzungen zu finden sind, die eine »erstaunlich tragfähig[e]« Basis für englische Novalis-Zitate geliefert und »eine lange Wirkungsgeschichte möglich gemacht« haben, wie Heiko Weißbach im Sammelband »Novalis – Das Werk und seine Editoren« (2001) schreibt.
Carlyles Aufsatz selbst ist nicht in Kapitel unterteilt. Für diese digitale Edition wurde der Text in sieben thematische Abschnitte eingeteilt, die jeweils auf einer separaten Webseite wiedergegeben werden. Im unten stehenden Inhaltsverzeichnis werden gleichzeitig für jedes Kapitel die thematischen Schwerpunkte genannt, auf die dann über die angegebenen Seitenzahlen direkt zugegriffen werden kann.
(f.f.)
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Die vollständige bibliografische Angabe der Scanvorlage lautet:
Thomas Carlyle: Novalis (1829). In: Thomas Carlyle's ausgewählte Schriften. Deutsch von A. Kretzschmar. Zweiter Band. Voltaire. – Diderot. – Novalis. – Charakteristiken. Leipzig: Otto Wigand 1855. S. 154-210.
Ausgangspunkt für den Essay: die vierte Auflage der Schriften. Plädoyer für mehrmaliges Lesen schwieriger Texte. (154) –
Die Existenz schwieriger Literatur neben der Unterhaltungsliteratur. (155) –
Vergleich von Novalis' Werken mit denen Coleridges, die zwar nicht annähernd so schwierig seien wie die Novalis' und trotzdem schon »von der ganzen Recensentenwelt als geradezu unverständlich verworfen« werden. (156) –
Stellt in Anspielung auf Novalis fest, dass »die Irrthümer eines Weisen buchstäblich lehrreicher sind, als die Wahrheiten eines Narren«, denn es sei »nützlicher, wenn man mit Männern von Tiefe, als wenn man mit Männern von Seichtigkeit zu thun hat«. (157) –
Über die Methoden des Rezensierens. Das Rezensieren vom Standpunkt »herablassender Ironie« aus lehnt er ab (158) und wählt die zweite Methode: Er bezeichnet Novalis' Denken als »sonderbar«, nimmt es aber dennoch ernst und will es einer genauen Prüfung unterziehen. (160) –
Carlyle enthält sich wie die Herausgeber Ludwig Tieck und Friedrich Schlegel jeglichen finalen Urteils, denn »ein Geist von dieser Originalität muß erst begriffen [...] sein, so daß wir wohl erst, wenn seine Ideen andere Geister befruchtet und neue Ideen erzeugt haben, aus dem geschichtlichen Zusammenhange sehen können, wo er selber stand und wie er sich zu seinem Zeitalter verhielt«. (161)
Biografischer Abriss auf Basis von Tiecks Lebensbeschreibung. Geburt. Frühe Religiosität. Verhältnis zur Mutter. (162) –
Studium in Jena, Leipzig und Wittenberg. Bekanntschaft mit Fichte und Friedrich Schlegel. (163) –
Berufswahl. Ausbildung beim Kreisamtmann Just. Begegnung und Verlobung mit Sophie von Kühn. Tödliche Krankheit Sophies. (164) –
Arbeitsantritt in Weißenfels. Tod Sophies und seines Bruders Erasmus. (165) –
Auszüge aus Briefen, die Novalis' Trauer dokumentieren. (166) –
Kritik an Tiecks Darstellung. (167) –
Verlobung mit Julie von Charpentier. (168) –
Studium bei Werner in Freiberg. (169) –
Entstehung der Lehrlinge zu Sais. Bekanntschaft mit August Wilhelm Schlegel und Tieck. Veröffentlichung des »Blüthenstaub« und der Hymnen an die Nacht. (170) –
Entstehung des Heinrich von Ofterdingen und einiger Geistlicher Lieder. (171) –
Ausbruch der Krankheit und Tod. (172) –
Novalis' äußeres Erscheinungsbild. (173)
Einfluss Jakob Böhmes. Novalis als »Mystiker«. (174) –
»Was ist Mysticismus?« Fichtes Wissenschaftslehre. Vereinigung von Religion und Philosphie. (175) –
Idealismus. Abgleich mit den Philosophien anderer Länder und Zeiten. (176) –
Kurze Einführung in die Transzendentalphilosophie. (177) –
Ich und Nicht-Ich. (178) –
Verteidigung der Transzendentalphilosophie. (179) –
Vernunft und Verstand. Novalis als »der idealste aller Idealisten«. (180) –
Novalis' »eigenthümliche Art und Weise, die Natur zu betrachten«. »Plan zu einem eigenthümlichen encyclopädischen Werke«. (181) –
Novalis' Moralverständnis. (182)
Carlyles Teilübersetzung der Lehrlinge zu Sais. (183-189)
Übersetzung zweier der heute sogenannten Logologischen Fragmente (Nr. 16 und 13). (190-191) –
Die drei Stadien der Philosophie (1. die scholastische, 2. die eklektische, 3. die transzendentale Stufe). Novalis sei Vertreter der dritten Stufe, einer Stufe, die es laut Carlyle in der britischen Philosophie (noch) nicht gebe. (192) –
Carlyle moniert die Auswahl der Fragmente durch Friedrich Schlegel sowie den Verzicht auf jeglichen Kommentar und gibt einige (wie in den Schriften ungeordnete) Beispiele, die heute, z. B in der HKA, im Zusammenhang ediert sind (im Allgemeinen Brouillon, den Vermischten Bemerkungen, den Kant-Studien usw.). (192-196) –
Erwähnung des neu in die Schriften aufgenommenen Essays Die Christenheit oder Europa. (196) –
Übersetzung ausgewählter Aphorismen zu Religion und Christentum aus den Fragmenten und Studien 1799/1800. (196-197)
Novalis' Gedichte in Prosa seien besser als die metrischen. Hymnen an die Nacht. (198) –
Übersetzung der dritten Hymne. Heinrich von Ofterdingen. (199) –
Die »blaue Blume«. (200) –
Übersetzung des Romananfangs. (200-204)
Neuerliche Betonung der Schwierigkeit der Schriften, die aber »eine unergründliche Fundgrube philosophischer Ideen [sind], wo auch der schärfste Verstand Beschäftigung genug findet«. (205) –
Carlyle fasst seine Novalis-Faszination mit einem Lob von dessen denkerischer Abstraktionsfähigkeit zusammen. Novalis als Mathematiker. Kritik an Novalis (»zu matt, zu passiv«). (206-207) –
Tiecks Vergleich von Novalis mit Dante setzt Carlyle einen Vergleich mit Pascal entgegen. (208) –
Neuerliches Plädoyer für eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem »Mysticismus«. (209)
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