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»Allerdings ist das Gewissen«, sagte Sylvester,
»der eingeborne Mittler jedes Menschen. Es
vertritt die Stelle Gottes auf Erden, und ist
daher so vielen das Höchste und Letzte. Aber wie
entfernt war die bisherige Wissenschaft, die man
Tugend- oder Sittenlehre nannte, von der reinen
Gestalt dieses erhabenen, weitumfassenden
persönlichen Gedankens. Das Gewissen ist der
Menschen eigenstes Wesen in voller Verklärung, der
himmlische Urmensch. Es ist nicht dies und jenes,
es gebietet nicht in allgemeinen Sprüchen, es
besteht nicht aus einzelnen Tugenden. Es gibt nur
Eine Tugend, – den reinen, ernsten Willen, der im
Augenblick der Entscheidung unmittelbar sich
entschließt und wählt. In lebendiger,
eigentümlicher Unteilbarkeit bewohnt es und
beseelt es das zärtliche Sinnbild des menschlichen
Körpers, und vermag alle geistigen Gliedmaßen in
die wahrhafteste Tätigkeit zu versetzen.«
(RUB 8939, S. 172–173)
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