[223. Absatz]
»Werter Pilger«, versetzte Sylvester, »das
Gewissen erscheint in jeder ernsten Vollendung, in
jeder gebildeten Wahrheit. Jede durch Nachdenken
zu einem Weltbild umgearbeitete Neigung und
Fertigkeit wird zu einer Erscheinung, zu einer
Verwandlung des Gewissens. Alle Bildung führt zu
dem, was man nicht anders wie Freiheit nennen
kann, ohnerachtet damit nicht ein bloßer Begriff,
sondern der schaffende Grund alles Daseins
bezeichnet werden soll. Diese Freiheit ist
Meisterschaft. Der Meister übt freie Gewalt nach
Absicht und in bestimmter und überdachter Folge
aus. Die Gegenstände seiner Kunst sind sein, und
stehen in seinem Belieben, und er wird von ihnen
nicht gefesselt oder gehemmt. Und gerade diese
allumfassende Freiheit, Meisterschaft oder
Herrschaft ist das Wesen, der Trieb des Gewissens.
In ihm offenbart sich die heilige
Eigentümlichkeit, das unmittelbare Schaffen der
Persönlichkeit, und jede Handlung des Meisters ist
zugleich Kundwerdung der hohen, einfachen,
unverwickelten Welt, – Gottes Wort.«
(RUB 8939, S. 171–172)
[222. Absatz]
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