[213. Absatz]
»Es ist gewiß etwas sehr Geheimnisvolles in den
Wolken«, sagte Sylvester, »und eine gewisse
Bewölkung hat oft einen ganz wunderbaren Einfluß
auf uns. Sie ziehen, und wollen uns mit ihrem kühlen
Schatten auf und davon nehmen, und wenn ihre
Bildung lieblich und bunt, wie ein ausgehauchter
Wunsch unsers Innern ist, so ist auch ihre
Klarheit, das herrliche Licht, was dann auf Erden
herrscht, wie die Vorbedeutung einer unbekannten,
unsäglichen Herrlichkeit. Aber es gibt auch düstere
und ernste und entsetzliche Umwölkungen, in denen
alle Schrecken der alten Nacht zu drohen scheinen:
nie scheint sich der Himmel wieder aufheitern zu
wollen, das heitre Blau ist vertilgt, und ein
fahles Kupferrot auf schwarzgrauem Grunde weckt
Grauen und Angst in jeder Brust. Wenn dann die
verderblichen Strahlen herunterzucken und mit
höhnischem Gelächter die schmetternden
Donnerschläge hinterdreinfallen, so werden wir bis
ins Innerste beängstigt, und wenn in uns dann
nicht das erhabne Gefühl unsrer sittlichen
Obermacht entsteht, so glauben wir den
Schrecknissen der Hölle, der Gewalt böser Geister
überliefert zu sein. Es sind Nachhalle
der alten unmenschlichen Natur, aber
auch weckende Stimmen der höheren Natur, des
himmlischen Gewissens in uns. Das Sterbliche
dröhnt in seinen Grundvesten, aber das
Unsterbliche fängt heller zu leuchten an, und
erkennt sich selbst.«
(RUB 8939, S. 170)
[212. Absatz]
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[214.–220. Absatz]
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