[198. Absatz]
Der Pilger ergriff seine Laute und sang:
Liebeszähren, Liebesflammen,
Fließt zusammen;
Heiligt diese Wunderstätten,
Wo der Himmel mir erschienen;
Schwärmt um diesen Baum wie Bienen,
In unzähligen Gebeten.
Er hat froh sie aufgenommen,
Als sie kommen,
Sie geschützt vor Ungewittern;
Sie wird einst in ihrem Garten
Ihn begießen und ihn warten,
Wunder tun mit seinen Splittern.
Auch der Felsen ist gesunken
Freudetrunken
Zu der selgen Mutter Füßen.
Ist die Andacht auch in Steinen,
Sollte da der Mensch nicht weinen
Und sein Blut für sie vergießen?
Die Bedrängten müssen ziehen
Und hier knieen;
Alle werden hier genesen.
Keiner wird fortan noch klagen,
Alle werden fröhlich sagen:
Einst sind wir betrübt gewesen.
Ernste Mauern werden stehen
Auf den Höhen.
In den Tälern wird man rufen,
Wenn die schwersten Zeiten kommen:
Keinem sei das Herz beklommen,
Nur hinan zu jenen Stufen!
Gottes Mutter und Geliebte,
Der Betrübte
Wandelt nun verklärt von hinnen.
Ewge Güte, ewge Milde,
O! ich weiß, du bist Mathilde,
Und das Ziel von meinem Sinnen.
Ohne mein verwegnes Fragen
Wirst mir sagen,
Wenn ich zu dir soll gelangen.
Gern will ich in tausend Weisen
Noch der Erde Wunder preisen,
Bis du kommst, mich zu umfangen.
Alte Wunder, künftge Zeiten,
Seltsamkeiten,
Weichet nie aus meinem Herzen.
Unvergeßlich sei die Stelle,
Wo des Lichtes heilge Quelle
Weggespült den Traum der Schmerzen.
(RUB 8939, S. 161–163)
[197. Absatz]
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[199. Absatz]
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