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Seit der Zeit, wo er sich aufmachte und mir
entfloh, so rührend ich auch mit den heißesten
Tränen ihn beschwor, bei mir zu bleiben, bin ich
ihm überall gefolgt. Er scheint es ordentlich
darauf anzulegen, mich zu necken. Kaum habe ich
ihn erreicht, so fliegt er tückisch weiter. Sein
Bogen richtet überall Verwüstungen an. Ich habe
nichts zu tun, als die Unglücklichen zu trösten,
und habe doch selbst Trost nötig. Ihre Stimmen,
die mich rufen, zeigen mir seinen Weg, und ihre
wehmütigen Klagen, wenn ich sie wieder verlassen
muß, gehen mir tief zu Herzen. Der Schreiber
verfolgt uns mit entsetzlicher Wut, und rächt sich
an den armen Getroffenen. Die Frucht jener
geheimnisvollen Nacht, waren eine zahlreiche Menge
wunderlicher Kinder, die ihrem Großvater ähnlich
sehn, und nach ihm genannt sind. Geflügelt wie ihr
Vater begleiten sie ihn beständig, und plagen die
Armen, die sein Pfeil trifft. Doch da kömmt der
fröhliche Zug. Ich muß fort; lebe wohl, süßes
Kind. Seine Nähe erregt meine Leidenschaft. Sei
glücklich in deinem Vorhaben.‹ – Eros zog weiter,
ohne Ginnistan, die auf ihn zueilte, einen
zärtlichen Blick zu gönnen. Aber zu Fabel wandte
er sich freundlich, und seine kleinen Begleiter
tanzten fröhlich um sie her. Fabel freute sich,
ihren Milchbruder wieder zu sehn, und sang zu ihrer
Leier ein munteres Lied. Eros schien sich besinnen
zu wollen und ließ den Bogen fallen. Die Kleinen
entschliefen auf dem Rasen. Ginnistan konnte ihn
fassen, und er litt ihre zärtlichen Liebkosungen.
Endlich fing Eros auch an zu nicken, schmiegte
sich an Ginnistans Schoß, und schlummerte ein,
indem er seine Flügel über sie ausbreitete.
Unendlich froh war die müde Ginnistan, und
verwandte kein Auge von dem holden Schläfer.
Während des Gesanges waren von allen Seiten
Taranteln zum Vorschein gekommen, die über die
Grashalme ein glänzendes Netz zogen, und lebhaft
nach dem Takte sich an ihren Fäden bewegten. Fabel
tröstete nun ihre Mutter, und versprach ihr
baldige Hülfe. Vom Felsen tönte der sanfte
Widerhall der Musik, und wiegte die Schläfer ein.
Ginnistan sprengte aus dem wohlverwahrten Gefäß
einige Tropfen in die Luft, und die anmutigsten
Träume fielen auf sie nieder. Fabel nahm das Gefäß
mit und setzte ihre Reise fort. Ihre Saiten ruhten
nicht, und die Taranteln folgten auf
schnellgesponnenen Fäden den bezaubernden Tönen.
(RUB 8939, S. 139–141)
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