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»Herr«, sagte der Alte, indem er sich zu
Heinrichen wandte, und einige Tränen aus den Augen
trocknete, »der Bergbau muß von Gott gesegnet
werden! denn es gibt keine Kunst, die ihre
Teilhaber glücklicher und edler machte, die mehr
den Glauben an eine himmlische Weisheit und Fügung
erweckte, und die Unschuld und Kindlichkeit des
Herzens reiner erhielte, als der Bergbau. Arm wird
der Bergmann geboren, und arm gehet er wieder
dahin. Er begnügt sich zu wissen, wo die
metallischen Mächte gefunden werden, und sie zu
Tage zu fördern; aber ihr blendender Glanz vermag
nichts über sein lautres Herz. Unentzündet von
gefährlichem Wahnsinn, freut er sich mehr über
ihre wunderlichen Bildungen, und die Seltsamkeiten
ihrer Herkunft und ihrer Wohnungen, als über ihren
alles verheißenden Besitz. Sie haben für ihn
keinen Reiz mehr, wenn sie Waren geworden sind,
und er sucht sie lieber unter tausend Gefahren und
Mühseligkeiten in den Vesten der Erde, als daß er
ihrem Rufe in die Welt folgen, und auf der
Oberfläche des Bodens durch täuschende,
hinterlistige Künste nach ihnen trachten sollte.
Jene Mühseligkeiten erhalten sein Herz frisch und
seinen Sinn wacker; er genießt seinen kärglichen
Lohn mit inniglichem Danke, und steigt jeden Tag
mit verjüngter Lebensfreude aus den dunkeln
Grüften seines Berufs. Nur Er kennt die Reize des
Lichts und der Ruhe, die Wohltätigkeit der freien
Luft und Aussicht um sich her; nur ihm schmeckt
Trank und Speise recht erquicklich und andächtig,
wie der Leib des Herrn; und mit welchem
liebevollen und empfänglichen Gemüt tritt er nicht
unter seinesgleichen, oder herzt seine Frau und
Kinder, und ergötzt sich dankbar an der schönen
Gabe des traulichen Gesprächs!
(RUB 8939, S. 67–68)
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