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In dem Alter der Welt, wo wir leben, findet der
unmittelbare Verkehr mit dem Himmel nicht mehr
statt. Die alten Geschichten und Schriften sind
jetzt die einzigen Quellen, durch die uns eine
Kenntnis von der überirdischen Welt, so weit wir
sie nötig haben, zuteil wird; und statt jener
ausdrücklichen Offenbarungen redet jetzt der
heilige Geist mittelbar durch den Verstand kluger
und wohlgesinnter Männer und durch die Lebensweise
und die Schicksale frommer Menschen zu uns. Unsre
heutigen Wunderbilder haben mich nie sonderlich
erbaut, und ich habe nie jene großen Taten
geglaubt, die unsre Geistlichen davon erzählen.
Indes mag sich daran erbauen, wer will, und ich
hüte mich wohl jemanden in seinem Vertrauen irre
zu machen.« – »Aber, lieber Vater, aus welchem
Grunde seid Ihr so den Träumen entgegen, deren
seltsame Verwandlungen und leichte zarte Natur
doch unser Nachdenken gewißlich rege machen
müssen? Ist nicht jeder, auch der verworrenste
Traum, eine sonderliche Erscheinung, die auch ohne
noch an göttliche Schickung dabei zu denken, ein
bedeutsamer Riß in den geheimnisvollen Vorhang
ist, der mit tausend Falten in unser Inneres
hereinfällt? In den weisesten Büchern findet man
unzählige Traumgeschichten von glaubhaften
Menschen, und erinnert Euch nur noch des Traums,
den uns neulich der ehrwürdige Hofkaplan erzählte,
und der Euch selbst so merkwürdig vorkam.
(RUB 8939, S. 13)
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