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Berauscht von Entzücken und doch jedes Eindrucks
bewußt, schwamm er gemach dem leuchtenden Strome
nach, der aus dem Becken in den Felsen hineinfloß.
Eine Art von süßem Schlummer befiel ihn, in
welchem er unbeschreibliche Begebenheiten träumte,
und woraus ihn eine andere Erleuchtung weckte. Er
fand sich auf einem weichen Rasen am Rande einer
Quelle, die in die Luft hinausquoll und sich darin
zu verzehren schien. Dunkelblaue Felsen mit bunten
Adern erhoben sich in einiger Entfernung; das
Tageslicht das ihn umgab, war heller und milder
als das gewöhnliche, der Himmel war schwarzblau
und völlig rein. Was ihn aber mit voller Macht
anzog, war eine hohe lichtblaue Blume, die
zunächst an der Quelle stand, und ihn mit ihren
breiten, glänzenden Blättern berührte. Rund um sie
her standen unzählige Blumen von allen Farben, und
der köstlichste Geruch erfüllte die Luft. Er sah
nichts als die blaue Blume, und betrachtete sie
lange mit unnennbarer Zärtlichkeit. Endlich wollte
er sich ihr nähern, als sie auf einmal sich zu
bewegen und zu verändern anfing; die Blätter
wurden glänzender und schmiegten sich an den
wachsenden Stengel, die Blume neigte sich nach ihm
zu, und die Blütenblätter zeigten einen blauen
ausgebreiteten Kragen, in welchem ein zartes
Gesicht schwebte. Sein süßes Staunen wuchs mit der
sonderbaren Verwandlung, als ihn plötzlich die
Stimme seiner Mutter weckte, und er sich in der
elterlichen Stube fand, die schon die Morgensonne
vergoldete. Er war zu entzückt, um unwillig über
diese Störung zu sein; vielmehr bot er seiner
Mutter freundlich guten Morgen und erwiderte ihre
herzliche Umarmung.
(RUB 8939, S. 11–12)
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