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Unser Alltagsleben besteht aus lauter
erhaltenden, immer wiederkehrenden
Verrichtungen. Dieser Zirkel von
Gewohnheiten ist nur Mittel zu einem
Hauptmittel, unserm irdischen Dasein
überhaupt – das aus mannigfaltigen
Arten zu existieren, gemischt ist.
Philister leben nur ein Alltagsleben. Das
Hauptmittel scheint ihr einziger Zweck zu
sein. Sie tun das alles, um des irdischen
Lebens willen, wie es scheint, und nach
ihren eignen Äußerungen scheinen muß.
Poesie mischen sie nur zur Notdurft
unter, weil sie nun einmal an eine gewisse
Unterbrechung ihres täglichen Laufs
gewöhnt sind. In der Regel erfolgt diese
Unterbrechung alle 7 Tage – und
könnte ein poetisches Septanfieber heißen.
Sonntags ruht die Arbeit – sie leben
ein bißchen besser, als gewöhnlich und
dieser Sonntagsrausch endigt sich mit
einem etwas tiefern Schlafe, als sonst;
daher auch montags alles noch einen
raschern Gang hat. Ihre Parties de plaisir
müssen konventionell, gewöhnlich, modisch
sein – aber auch ihr Vergnügen
verarbeiten sie, wie alles, mühsam und
förmlich. Den höchsten Grad seines
poetischen Daseins erreicht er bei einer
Reise, Hochzeit, Kindtaufe, und in der
Kirche. Hier werden seine kühnsten Wünsche
befriedigt, und oft übertroffen.
Ihre sogenannte Religion wirkt bloß, wie
ein Opiat – reizend – betäubend
– Schmerzen aus Schwäche stillend.
Ihre Früh- und Abendgebete sind ihnen, wie
Frühstück und Abendbrot, notwendig. Sie
könnens nicht mehr lassen. Der derbe
Philister stellt sich die Freuden des
Himmels unter dem Bilde einer Kirmes
– einer Hochzeit – einer Reise
oder eines Balls vor. Der sublimierte
– macht aus dem Himmel eine prächtige
Kirche – mit schöner Musik, vielem
Gepränge – mit Stühlen für das
gemeine Volk parterre, und Kapellen und
Emporkirchen für die Vornehmern.
Die Schlechtesten unter ihnen sind die
revolutionären Philister, wozu auch der
Hefen der fortgehenden Köpfe, die
habsüchtige Race gehört.
Grober Eigennutz ist das notwendige
Resultat armseliger Beschränktheit. Die
gegenwärtige Sensation ist die
lebhafteste, die höchste eines
Jämmerlings. Über diese kennt er nichts
Höheres – Kein Wunder, daß der durch
die äußern Verhältnisse par force
dressierte Verstand – nur der listige
Sklav eines solchen stumpfen Herrn ist und
nur für dessen Lüste sinnt und sorgt.
(RUB 8030, S. 24-25)
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