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Fast immer hat man den Anführer, den
ersten Beamten des Staats – mit dem
Repräsentanten des Genius der Menschheit
vermengt, der zur Einheit der
Gesellschaft oder des Volks gehört.
Im Volk ist, wie schon oben gesagt wurde,
alles Schauspiel – mithin muß
auch der Geist des Volks sichtbar sein.
Dieser sichtbare Geist kommt entweder, wie
im tausendjährigen Reiche ohne unser Zutun
– oder er wird einstimmig, durch ein
lautes oder stilles Einverständnis
gewählt.
Es gibt viel interessante hieher gehörige
Züge aus der Geschichte – z.B. in
Indien ist an einigen Orten Feldherr und
Priester getrennt gewesen, und der
Feldherr hat die 2. Rolle gespielt.
Der Priester muß uns nicht irremachen.
Dichter und Priester waren im Anfang eins
– und nur spätere Zeiten haben sie
getrennt. Der echte Dichter ist aber immer
Priester, so wie der echte Priester immer
Dichter geblieben – und sollte die
Zukunft nicht den alten Zustand der Dinge
wieder herbeiführen? Jener Repräsentant
des Genius der Menschheit dürfte leicht
der Dichter kat exochin sein.
Übrigens aber ist es eine unwidersprechliche
Tatsache, daß die meisten Fürsten nicht eigentlich
Fürsten – sondern gewöhnlich mehr oder minder
eine Art von Repräsentanten des Genius ihrer Zeit
waren, und die Regierung mehrenteils, wie billig,
in subalternen Händen sich befand.
(RUB 8030, S. 23-24)
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