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Auf einmal rief der Alte die andern herbei, und
zeigte ihnen eine ziemlich frische Menschenspur
auf dem Boden. Mehrere konnten sie nicht finden,
und so glaubte der Alte, ohne fürchten zu müssen,
auf Räuber zu stoßen, der Spur nachgehen zu
können. Sie waren eben im Begriff dies
auszuführen, als auf einmal, wie unter ihren
Füßen, aus einer fernen Tiefe ein ziemlich
vernehmlicher Gesang anfing. Sie erstaunten nicht
wenig, doch horchten sie genau auf:
Gern verweil ich noch im Tale
Lächelnd in der tiefen Nacht,
Denn der Liebe volle Schale
Wird mir täglich dargebracht.
Ihre heilgen Tropfen heben
Meine Seele hoch empor,
Und ich steh in diesem Leben
Trunken an des Himmels Tor.
Eingewiegt in selges Schauen
Ängstigt mein Gemüt kein Schmerz.
O! die Königin der Frauen
Gibt mir ihr getreues Herz.
Bangverweinte Jahre haben
Diesen schlechten Ton verklärt,
Und ein Bild ihm eingegraben,
Das ihm Ewigkeit gewährt.
Jene lange Zahl von Tagen
Dünkt mir nur ein Augenblick;
Werd ich einst von hier getragen
Schau ich dankbar noch zurück.
(RUB 8939, S. 78–79)
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