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Unsre Reisenden gesellten sich zu ihnen, und
mischten sich in die Gespräche. Die Aufmerksamkeit
der Gesellschaft war vorzüglich auf einen alten
Mann gerichtet, der in fremder Tracht an einem
Tische saß, und freundlich die neugierigen Fragen
beantwortete, die an ihn geschahen. Er kam aus
fremden Landen, hatte sich heute früh die Gegend
umher genau betrachtet, und erzählte nun von
seinem Gewerbe und seinen heutigen Entdeckungen.
Die Leute nannten ihn einen Schatzgräber. Er
sprach aber sehr bescheiden von seinen Kenntnissen
und seiner Macht, doch trugen seine Erzählungen
das Gepräge der Seltsamkeit und Neuheit. Er
erzählte, daß er aus Böhmen gebürtig sei. Von
Jugend auf habe er eine heftige Neugierde gehabt
zu wissen, was in den Bergen verborgen sein müsse,
wo das Wasser in den Quellen herkomme, und wo das
Gold und Silber und die köstlichen Steine gefunden
würden, die den Menschen so unwiderstehlich an
sich zögen. Er habe in der nahen Klosterkirche oft
diese festen Lichter an den Bildern und Reliquien
betrachtet, und nur gewünscht, daß sie zu ihm
reden könnten, um ihm von ihrer geheimnisvollen
Herkunft zu erzählen. Er habe wohl zuweilen
gehört, daß sie aus weit entlegenen Ländern kämen;
doch habe er immer gedacht, warum es nicht auch in
diesen Gegenden solche Schätze und Kleinodien
geben könne. Die Berge seien doch nicht umsonst so
weit im Umfange und erhaben und so fest verwahrt;
auch habe es ihm verdünkt, wie wenn er zuweilen
auf den Gebirgen glänzende und flimmernde Steine
gefunden hätte. Er sei fleißig in den Felsenritzen
und Höhlen umhergeklettert, und habe sich mit
unaussprechlichem Vergnügen in diesen uralten
Hallen und Gewölben umgesehn. – Endlich sei ihm
einmal ein Reisender begegnet, der zu ihm gesagt,
er müsse ein Bergmann werden, da könne er die
Befriedigung seiner Neugier finden. In Böhmen gäbe
es Bergwerke. Er solle nur immer an dem Flusse
hinuntergehn, nach zehn bis zwölf Tagen werde er
in Eula sein, und dort dürfe er nur sprechen, daß
er gern ein Bergmann werden wolle. Er habe sich
dies nicht zweimal sagen lassen, und sich gleich
den andern Tag auf den Weg gemacht. »Nach einem
beschwerlichen Gange von mehreren Tagen«, fuhr er
fort, »kam ich nach Eula. Ich kann euch nicht
sagen, wie herrlich mir zumute ward, als ich von
einem Hügel die Haufen von Steinen
erblickte, die mit grünen Gebüschen durchwachsen
waren, auf denen bretterne Hütten standen, und als
ich aus dem Tal unten die Rauchwolken über den
Wald heraufziehn sah. Ein fernes Getöse vermehrte
meine Erwartungen, und mit unglaublicher Neugierde
und voll stiller Andacht stand ich bald auf einem
solchen Haufen, den man Halde nennt, vor den
dunklen Tiefen, die im Innern der Hütten steil in
den Berg hineinführten. Ich eilte nach dem Tale
und begegnete bald einigen schwarzgekleideten
Männern mit Lampen, die ich nicht mit Unrecht für
Bergleute hielt, und mit schüchterner
Ängstlichkeit ihnen mein Anliegen vortrug. Sie
hörten mich freundlich an, und sagten mir, daß ich
nur hinunter nach den Schmelzhütten gehn und nach
dem Steiger fragen sollte, welcher den Anführer
und Meister unter ihnen vorstellt; dieser werde
mir Bescheid geben, ob ich angenommen werden möge.
Sie meinten, daß ich meinen Wunsch wohl erreichen
würde, und lehrten mich den üblichen Gruß ›Glück
auf‹ womit ich den Steiger anreden sollte. Voll
fröhlicher Erwartungen setzte ich meinen Weg fort,
und konnte nicht aufhören, den neuen
bedeutungsvollen Gruß mir beständig zu
wiederholen. Ich fand einen alten, ehrwürdigen
Mann, der mich mit vieler Freundlichkeit empfing,
und nachdem ich ihm meine Geschichte erzählt, und
ihm meine große Lust, seine seltne, geheimnisvolle
Kunst zu erlernen, bezeugt hatte, bereitwillig
versprach, mir meinen Wunsch zu gewähren. Ich
schien ihm zu gefallen, und er behielt mich in
seinem Hause. Den Augenblick konnte ich kaum
erwarten, wo ich in die Grube fahren und mich in
der reizenden Tracht sehn würde. Noch denselben
Abend brachte er mir ein Grubenkleid, und erklärte
mir den Gebrauch einiger Werkzeuge, die in einer
Kammer aufbewahrt waren.
(RUB 8939, S. 61–63)
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