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»Ich weiß nicht«, sagte Heinrich, »wie es kommt.
Schon oft habe ich von Dichtern und Sängern
sprechen gehört, und habe noch nie einen gesehn.
Ja, ich kann mir nicht einmal einen Begriff von
ihrer sonderbaren Kunst machen, und doch habe ich
eine große Sehnsucht davon zu hören. Es ist mir,
als würde ich manches besser verstehen, was jetzt
nur dunkle Ahndung in mir ist. Von Gedichten ist
oft erzählt worden, aber nie habe ich eins zu
sehen bekommen, und mein Lehrer hat nie
Gelegenheit gehabt Kenntnisse von dieser Kunst
einzuziehn. Alles, was er mir davon gesagt,
habe ich nicht deutlich begreifen können. Doch
meinte er immer, es sei eine edle Kunst, der ich
mich ganz ergeben würde, wenn ich sie einmal
kennen lernte. In alten Zeiten sei sie weit
gemeiner gewesen, und habe jedermann einige
Wissenschaft davon gehabt, jedoch einer vor dem
andern. Sie sei noch mit andern verloren gegangenen
herrlichen Künsten verschwistert gewesen. Die
Sänger hätte göttliche Gunst hoch geehrt, so daß
sie begeistert durch unsichtbaren Umgang,
himmlische Weisheit auf Erden in lieblichen Tönen
verkündigen können.«
(RUB 8939, S. 25–26)
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