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        Zweites Kapitel
 
        [15. Absatz]
        
        Johannis war vorbei, die Mutter hatte längst
        einmal nach Augsburg ins väterliche Haus kommen
        und dem Großvater den noch unbekannten lieben
        Enkel mitbringen sollen. Einige gute Freunde des
        alten Ofterdingen, ein paar Kaufleute, mußten in
        Handelsgeschäften dahin reisen. Da faßte die
        Mutter den Entschluß, bei dieser Gelegenheit
        jenen Wunsch auszuführen, und es lag ihr dies um
        so mehr am Herzen, weil sie seit einiger Zeit
        merkte, daß Heinrich weit stiller und in sich
        gekehrter war, als sonst. Sie glaubte, er sei
        mißmütig oder krank, und eine weite Reise, der
        Anblick neuer Menschen und Länder, und wie sie
        verstohlen ahndete, die Reize einer jungen
        Landsmännin würden die trübe Laune ihres Sohnes
        vertreiben, und wieder einen so teilnehmenden und
        lebensfrohen Menschen aus ihm machen, wie er
        sonst gewesen. Der Alte willigte in den Plan der
        Mutter, und Heinrich war über die Maßen erfreut,
        in ein Land zu kommen, was er schon lange, nach
        den Erzählungen seiner Mutter und mancher
        Reisenden, wie ein irdisches Paradies sich
        gedacht, und wohin er oft vergeblich sich
        gewünscht hatte.
        
        (RUB 8939, S. 18)
        
        
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