37.
Ein König muß, wie ein Vater, keine
Vorliebe zeigen. Er sollte nicht bloß
militärische Gesellschafter und Adjutanten
haben. Warum nicht auch zivilistische?
Wenn er sich in seinen militärischen
Adjutanten fähige Generale bildet, warum
will er sich nicht auf ähnliche Weise
fähige Präsidenten und Minister bilden?
Bei ihm laufen alle Fäden der Regierung
zusammen. Nur von dort aus läßt sich das
ganze Triebwerk des Staats überblicken.
Dort allein lernt man im großen den Staat
und sein Detail ansehn. Zu
Direktorialposten kann man sich nirgends
so bilden, als im Kabinett, wo die
Staatsweisheit des ganzen Landes sich
konzentriert, wo man jede Sache durchaus
bearbeitet erhält, und von wo aus man den
Gang der Geschäfte bis in seine kleinsten
Adern verfolgen kann. Hier allein würde
jener eingeschränkte Geist verschwinden,
jener Pedantismus der Geschäftsmänner, der
sie auf ihre Bemühungen einen einzigen,
auf ihre Vorschläge einen infalliblen Wert
legen läßt, der sie alle Dinge nach ihrem
Wirkungskreise, nach ihrer Gesichtssphäre
beurteilen macht, und die höhere Instanzen
oft selbst zu einseitigen ungleichen
Partialschritten verleitet. Dieses
kleinstädtische Wesen ist überall sichtbar
und verhindert am meisten echten
Republikanismus, allgemeine Teilnahme am
ganzen Staate, innige Berührung und
Harmonie aller Staatsglieder. Der König
sollte noch mehr militärische und
zivilistische Adjutanten haben. Wie jene
die höchste militärische Schule im Staate,
so bildeten diese die höchste
praktisch-politische Akademie im Staate.
Eine Stelle in beiden würde schon Auszeichnung
und Anfeuerung genug sein. Für den König würde
diese abwechselnde Gesellschaft der
trefflichsten jungen Männer seines Landes
höchst angenehm und vorteilhaft sein. Für
diese jungen Männer aber wären diese
Lehrjahre das glänzendste Fest ihres
Lebens, der Anlaß einer lebenslänglichen
Begeisterung. Persönliche Liebe schlösse
sie auf ewig an ihren Souverän, und der
König hätte die schönste Gelegenheit seine
Diener genau kennen zu lernen, zu wählen
und persönlich zu achten und zu lieben.
Die edle Simplizität des königlichen
Privatlebens, das Bild dieses glücklichen,
innig verbundenen Paars, würde den
wohltätigsten Einfluß auf die sittliche
Bildung dieses Kerns der preußischen
Jugend haben, und so würde dem König am
leichtesten der angeborne Wunsch seines
Herzens gewährt, der wahrhafte Reformator
und Restaurator seiner Nation und seiner
Zeit zu werden.
(RUB 8030, S. 55 f.)
36.
|
38.
|
|