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        [381.] Psychol[ogie].
        Der Traum belehrt uns auf eine merckwürdige Weise von der Leichtigkeit unsrer Seele in jedes
        Obj[ect] einzudringen – sich in jedes sogleich zu verwandeln.
        
       
        382. (K[unst]L[ehre].)
        (Malerey) Plastik also nichts anders, als Figuristik der Musik. 
        Merckwürdiger Ausdruck: im höchsten Schwunge. 
        (Malerey) Plastik – obj[ective] Musik. Musik – subjective Musik, oder Malerey.
        Man sollte alles (nöthigen) sich acustisch abzudrucken, zu Silhouettiren,
        zu chiffriren. Fixirte Bewegungen sind Linien. Der Zirkel entsteht durch
        Centralschwingung einer Fläche. 
        Die Poësie ist die Prosa unter den Künsten. Worte sind acustische Configurationen der Gedanken. 
        Jedes Instrument ist ein eigenthümlich im Großen consonirtes Tonsystem. Mollinstrumente –
        Durinstrumente – jedes hat seinen eignen Grundvocal. Die menschliche Stimme ist gleichsam
        das Princip und Ideal der Instrumentalmusik. 
        Klingt überhaupt eigentlich der Körper oder die Luft. Ist nicht das elastische Fluidum der Vocal,
        und der Körper der Consonant – die Luft die Sonne – und die Körper die Planeten – jenes die erste
        Stimme – diese die 2te. 
        Geometrie und Mechanik verhalten sich, wie Plastik und Musik. (chymische Bewegungen, chymische Hemmungen.) 
        Alle Methode ist Rythmus. Hat man den Rythmus der Welt weg – so hat man auch die Welt weg.
        Jeder Mensch hat seinen individuellen Rythmus. 
        Die Algeber ist die Poësie. 
        Rythmischer Sinn ist Genie. 
        Fichte hat nichts, als den Rythmus der Philosophie entdeckt und Verbalacustisch ausgedrükt. 
        Reitzbarkeit ist ächt rythmische Natur. Das individuelle Verhältniß der Reitzbarkeit und d[es]
        Reitzes ist der Rythmus der individuellen Gesundheit. Ist dieses Verhältniß fehlerhaft, so wird
        der fehlerhafte Rythmus gesundheitswidrige Figurationen, Catenationen etc. hervorbringen.
        musicalische Natur der Fieber. Localkranckheiten. Gicht. chymischer Rythmus – Die Lehre
        v[on] d[en] Associationen. (Reale – schaffende Musik.)
        
       
        383. <Versuche chymische Auflösungen durch mannichfache Vibrationen zu decomponiren etc.>
        
       
        384. Poëtik.
        Wenn der Roman retardirender Natur ist, so ist er wahrhaft poëtisch, prosaïsch, ein Consonant.
        
       
        [385.]  Phil[osophie].
        Ist nicht die Reflexion auf sich selbst, oder die Abstraction von der Außenwelt – consonirender Natur.
        Gesang nach  außen –  Außenwelt –  Gesang nach innen –  Innenwelt.
         Rede –  Prosa –  Kritik. Universale Kritik – höhere Prosa – univers[ale] Poësie.
        Kritik, Prosa, und Poësie sind  eclektischer Natur.
         
       
        Allumfassender, universaler Eclecticism. 
        Academie. 
        Vereinigung des Synkretism und Eclecticism. 
        Universale Philisterey.
        
        
       
        386. <Unendliches Gesundheits Maaß – allumfassende Constitution – die eines unendl[ichen]
        Maximums und eines unendl[ichen] Minimums von Reitzbarkeit fähig ist – unendl[icher] Rythmus.>
        
       
        Med[icin].
        Jede Kranckheit ist ein musicalisches Problem – die Heilung eine musicalische Auflösung.
        Je kürzer und dennoch vollständiger die Auflösung – desto größer das musicalische Talent des Arztes.
        
       
        Kr[anckheiten] lassen mannichfaltige Auflösungen zu. Die Wahl der zweckmäßigsten bestimmt das Talent des Arztes.
        
       
        Inoculation des Alters.
        
       
        Über die Inoculation – die in allem Betracht höchst merckwürdig ist.
        
       
        Sollt es wircklich Humoralkranckheiten geben – so gut wie Nervenkranckheiten und diese
        nosologische Classification die Queerspeichen im medicinischen Rade bilden – den Nord und Südpol.
        
       
        Die Brownische Einth[eilung] ist die Allg[emeine] – diese ist die Specifische. 
        Es giebt Humoralsthenieen und Asthenieen – und Nerven (Gefäß Faser)sthenieen und Asthenieen. 
        Die Humor[al]Sthenie hat indirecte Asthenie der Gefäße – etc. zur Folge.
        
       
        387. Mus[ikalische] Phys[ik].
        Der Mittelpunct ist ein Consonant – so wie die Peripherie (des Universums.) 
        Die Betrachtung der Welt fängt im unendlichen – abs[oluten] Discant am Mittelpunct
        an und steigt die Skala herunter – Die Betrachtung unsrer selbst fängt mit dem
        unendlichen, abs[oluten] Bass an der Peripherie, und steigt die Skala aufwärts. 
        Abs[olute] Vereinigung des Basses und des Discants. 
        Dies ist die Systole und Diastole des göttlichen Lebens.
        
       
        388. Phil[osophie].
        Ein Object vollst[ändig] betrachten h[eißt] es zum Mittelpunct meiner Thätigkeit machen.
        Die Lehre von den bloßen Obj[ecten] ist Enc[yclopaedistik] wie die Lehre von den Weltkörpern
        überhaupt – durchaus mathematisch und daher ist auch diese geistige Astronomie so einfach.
        Die Astronomie ist die reale Algeber der Physik – die Astronomie kann man auch die
        Metaphysik der Natur nennen. 
        Metaphysik und Astronomie sind Eine Wissenschaft. Die Sonne ist in der Astr[onomie] was Gott
        in der Metaphysik ist. Freyheit und Unsterblichkeit sind wie Licht und Wärme. 
        Gott, Freyheit und Unsterblichkeit werden einst die Basen der geistigen Physik eben so
        werden – wie Sonne, Licht und Wärme die Basen der irrdischen Physik.
        
       
        389. <Kunst zu leben – Kunst Leben zu construiren.>
        
       
        390.  Üb[er] W[ilhelm] Meister.
        Lothario ist nichts, als die männliche Therese mit einem Übergang zu  Meister.
        Natalie – die Verknüpfung und Veredlung von der Tante und Therese. Jarno macht den
        Übergang von Theresen zum Abbé. Der Oheim ist, wie die Tante, einseitig. Meister ist
        eine Verknüpfung von Oheim und Lothario. Die individuelle Religion der Tante ist in
        Natalien zur wolthätigen, practischen Weltreligion geworden. Cypriani ist eine matte
        Repetition des Oheims – Aurelie hat Familienähnlichkeit mit der Tante. Der Harfner
        und Mignon gehören zusammen. Werner nähert sich der Therese – wie der  Arzt
        dem  Abbé – man könnte ihn den physischen Abbé nennen. Felix ist ganz Marianens
        Sohn, Laertes und Madam Melina stehn auf Einer Stufe. Serlo ist Jarno, als Schauspieler.
        Fridrich ist der würdige Inhaber Philinens. Der Abbé erscheint nicht ohne Sinn doppelt.
        Mariane und die Gräfin sieht man gern mit Einem Blick an. Melina ist der gemeine Jarno.
        Der Graf ist der schwache Oheim, der sich bey einer unbedeutenden Gelegenheit von der
        Tante bekehren läßt. Auch er macht mit seiner Frau ein passendes Paar. Auch Jarno
        erscheint doppelt, wie der Abbé. Auch die Personen des Hintergrunds zeigen Spuren einer
        ähnlichen Besetzung des alten Theaters – man errinnre sich an Wilhelms Oheim. 
        Die Tante und Therese – Jarno und d[er] Oheim sind 2 Hauptkontraste. Philine gehört zur
        Jarnoschen Familie – Narziss ebenfalls. Sowie der Oheim zur Tante gehört, so Jarno zur Therese. 
        Ein dritter Hauptkontrast ist Mignon und Philine – dieser durchkreuzt beyde Familien.
         
       
        Tragische und komische Hauptmassen des Romans.
        
       
        (Antik) (modern.)
        
       
        (Gemein) (Edel.)
        
       
        (S. 69-72)
        
       
       
        
         
           
          [Nr. 371-380] 
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          [Nr. 391-400] 
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