371. <Einfluß der warmen Luft auf die Brust. Manche tragen sich zu warm, viele zu kalt.
Alles ist Reitz – Verhältnisse der Reitze – Entstehung des Begr[iffes] Reitzbarkeit.
Vollk[ommene] und unvollk[ommene] Desoxidation der Muskelbew[egung].>
Anal[ogische] Physiol[ogie].
Geistige Muskelbewegung – ihre Absonderung.
Pflichtmäßige Reflexion (Ausdehnung) und Abstraction (Contraction.) Geistige Muskelstärke.
Kampf mit der Kranckheit. Versetzung der Kranckheit in bequemere oder willkührliche Organe.
Gewöhnung an Ein Arzeneymittel ist Fortificationsmittel des Systems.
372. Erregungsl[ehre] und Anal[ogische] E[rregungs]L[ehre].
Je einfacher, isolirter, ermangelnder, desto reizbarer für das Eine, was übrig bleibt. Anw[endung] auf d[as] Element.
Das Einfache hat abs[olute] Reitzbarkeit für den Einen übrigbleibenden Reitz.
Je mannichfacher, desto schwächere Reitzbarkeit für jeden einzelnen Reitz. Blinder. Tauber etc.
Anwendung auf Physik. Es soll aber einst höchste Mannichfaltigkeit und höchste Energie vereinigt seyn.
Anwendung auf Physik. Der höchste Reitz verlangt die geringste Reitzbarkeit – so wie die höchste
Reitzbarkeit den geringsten Reitz verlangt. Jedes Individuum hat sein bestimmtes Maas – oder
Gesundheitsverhältniß – Unter oder über diesen Maaß sind seine Krankheiten. Das wäre das vollk[ommen]
gesunde Individuum, dessen Gesundheitssfäre auch die Sfären der Kr[ankheit] mit inbegriffe, so wie
dasjenige Volk am Gebildetsten seyn würde, dessen Prosa – Rede [–] Gespräch – die ganze Sfäre der
Poësie und des Gesanges mit einschlösse – wo kein Unterschied zwischen Poësie und Prosa wäre.
373. <Briefe sollen Erholungen seyn und ich sollte sie auch, als solche, für mich bearbeiten.
Abends Briefe – leicht, frey, romantisch, mannichfaltig – Vorarbeit zum Roman.>
374. Med[icin].
Manche Constitutionen vertragen übrigens heilsame Arzeney und NahrungsMittel durchaus nicht in
concentrirter Gestalt – und wenn es auch tropfenweise wäre. Bey erhöhter Qualität
kommts nicht auf die Quantität an – Die Verdünnung ist hier nothwendig und dann kann gehörig verdünnt
eine viel größere Quantität ohne Schaden gebraucht werden. Hierinn liegt auch wohl das Eigenthümliche
des Giftes.
375. Physiol[ogie].
Je geistvoller, gebildeter ein Mensch ist, desto persönlicher sind seine Glieder. z. B.
seine Augen, seine Hand, seine Figur etc. Anwend[ung] auf Antiken, Physiognomik, die sonderbare Meynung,
daß jedes Glied seinen specifischen Beytrag zur Zeugung eines Menschen geben müsse.
376. Phys[ik].
Sollte alle plastische Bildung, vom Krystall bis auf den Menschen, nicht acustisch,
durch gehemte Beweg[ung] zu erklären seyn.
Chemische Acustik.
[377.] <Man kann nur dann die Welt verstehn i. e. vergleichen
wenn ich selbst eine ausgebildete Welt im Kopf habe.>
378. Psych[ologie].
Aller unbestimmte, allg[emeine] Subjective Trieb oder Reitz läßt sich nur durch eine unendl[iche]
Reihe bestimmter Handlungen befriedigen – er strebt nach keinem Obj[ect] – er erhält sich nur
selbst – es ist eine Sollicitatio perpetua – Er ist die ewige Triebfeder unendlicher terminirter Veränderungen.
379. <Über unsern Umgang und unsre Verhältnisse mit Büchern.>
380. Mus[ik] und Rythmik.
Der Hexameter in Perioden – im Großen. Großer Rythmus. In wessen Kopfe dieser große Rythmus, dieser
innre poëtische Mechanismus einheimisch geworden ist, der schreibt ohne sein absichtliches Mitwircken,
bezaubernd schön und es erscheint, indem sich die höchsten Gedanken von selbst diesen sonderbaren
Schwingungen zugesellen und in die reichsten mannichfaltigsten Ordnungen zusammentreten, der tiefe
Sinn sowohl der alten orphischen Sage von den Wundern der Tonkunst, als der geheimnißvollen Lehre von
der Musik, als Bildnerinn und Besänftigerinn des Weltalls. Wir thun Hier einen tiefen, belehrenden
Blick in die acustische Natur der Seele, und finden eine neue Aehnlichkeit des Lichtes und der
Gedanken – da beyde sich Schwingungen zugesellen.
(S. 67-69)
[Nr. 361-370]
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[Nr. 381-390]
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