81. Physik.
Sollte jede Umarmung zugleich die Umarmung des ganzen Paars – als Einer Natur, mit Einer
Kunst (Einem Geiste) seyn und das Kind das vereinigte Produkt der doppelten Umarmung.
Sollten die Pflanzen etwa die Produkte der weiblichen Natur und d[es] männlichen Geistes – und die
Thiere die Produkte der männlichen Natur und des weiblichen Geistes seyn? Die Pflanzen
etwa die Mädchen – die Thiere die Jungen der Natur?
Oder sind die Steine Produkte der Wurzelgeneration – Pflanzen – der Generation2 – Thiere –
der Generat[ion]3 – und Menschen – der Generationn oder ∞?
82. Phil[osophie] d[er] Menschheit.
(Diaetet[ik] d[er] Menschh[eit].)
Der zu frühzeitige und unmäßige Gebrauch der Religion ist dem Wachsthum und Gedeihn der Menschheit äußerst
nachtheilig – wie Brantewein etc. der physischen Ausbildung. vid. Morgenland etc. Der Proselitism ist
schon eine Verbesserung – hier wird doch Religion schon eine Beförderung der Thätigkeit.
83. Phys[ik].
Eine Ehe sollte eigentlich eine langsame, continuirliche Umarmung, Generation – wahre Nutrition – Bildung
eines Gemeinsamen, harmonischen Wesens seyn? Selbstbildung, Selbstbetrachtung ist Selbstnutrition, Selbstgeneration.
84. Archaeol[ogie].
Definition der Antike. Antike Darstellung der Antike. Erziehung zu den Antiken.
85. Kunstl[ehre].
Sind technische Definitionen und Construc[tion]sFormeln – Recepte eins?
86. Nat[ürliche] Kunstl[ehre].
Ein Element ist ein Kunstproduct. Es giebt noch keine Elemente
– es sollen aber welche gemacht werden. Sollte die Kunst eine Differentiation (und Integration) des
Geistes seyn? Philologie im ausgedehnten Sinne (Archaelogie), als Wissenschaft der Kunstgeschichte
– etc. – etwa die Integrationslehre? Ein K[unst]Werck ist ein Geistelement.
87. Romantik.
Absolutisirung – Universalisirung – Classification des
individuellen Moments, der ind[ividuellen] Situation etc. ist das eigentliche Wesen des Romantisirens.
vid. Meister. Mährchen.
88. Phys[ik].
Absolute Passivitaet ist ein vollkomner Leiter – abs[olute] Activitaet ein vollk[ommner]
Nichtleiter. Jenes ist so gut höchster Effort von Kraft, als dies. Passivitaet ist nicht so verächtlich,
als man glaubt. Nichts schwächt eine fremde Gewalt mehr, als abs[olute] Passivitaet. Unvollkommne Leiter
verstärken den angreifenden Theil. Vollk[ommne] Nichtleiter schwächen auf die entgegengesezte Weise
abs[olut].
89. Phys[ikalische] Kunstl[ehre].
Wie wenig Menschen haben Genie zum Experimentiren. Der ächte Experimentator muß ein dunkles Gefühl
der Natur in sich haben, das ihn, je vollkomner seine Anlagen sind, um so sicherer auf seinem Gange
leitet und mit desto größerer Genauigkeit das versteckte entscheidende Phaenomèn finden und bestimmen
läßt. Die Natur inspirirt gleichsam den ächten Liebhaber und offenbart sich um so vollkommner durch ihn –
je harmonischer seine Constitution mit ihr ist. Der ächte Naturliebhaber zeichnet sich eben durch seine
Fertigkeit die Experimente zu vervielfältigen, zu vereinfachen, zu combiniren, und zu Analysiren, zu
romantisiren und popularisiren, durch seinen Erfindungsgeist neuer Experimente – durch seine Naturgeschmackvolle
oder Natursinnreiche Auswahl und Anordnung derselben, durch Schärfe und Deutlichkeit der Beobachtung, und
artistische, sowohl zusammengefaßte, als ausführliche Beschreibung, oder Darstellung der Beobachtung aus. Also –
Auch Experimentator ist nur das Genie.
90. Enc[yclopaedistik].
Es giebt sehr viel sogenannte Wissenschaften, deren heterogène Lehrtheile nur durch ein künstliches Zentrum
vereinigt und ausgewählt sind – so z. B. der Bergbau, die Salinistik etc.
Der Gegenstand derselben ist nur eine gemischte wissenschaftliche Aufgabe. Es sind Künste und keine
Wissenschaften. Fast jedes Handwerck – jede Kunst sezt verschiedne, wissenschaftliche Organe zugleich in Bewegung.
(Jeder Handwerker bedarf wenigstens die oryktognostische Kenntniß der Güte seiner Materialien etc.)
Manche W[issenschaften] bestehn ganz aus Hülfswissenschaften, wie die Oben Genannten – Hier würde der Name
Hülfswissenschaften nicht passend seyn – besser Elementarwissenschaften. Die Organologie ist eine wahre
Hülfswissenschaft der Chymie.
Vorbereitungswissenschaften giebts, wie Vorbereitende Künste. Es giebt W[issenschaften] und K[ünste] die gleichsam
die Schlüssel zu allen sind – hat man diese inne, so werden die andern mit Leichtigkeit erlernt und
ausgeübt.
Die Basis aller Wissenschaften und Künste muß eine W[issenschaft] und Kunst seyn – die man der Algéber vergleichen
kann – Sie wird freylich, wie diese, später, als die meisten speciellen Künste und W[issenschaften] entstehn –
weil die Gattung oder das Gemeinsame später, als das Einzelne entsteht – indem es erst durch den Contact
der gebildeten Individuen erzeugt wird – ho[c] est ins Fleisch kommt.
(S. 15-17)
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