61. Theosophie.
Wir müssen Magier zu werden suchen, um recht moralisch seyn zu können. Je moralischer, desto harmonischer
mit Gott – desto göttlicher – desto verbündeter
mit Gott. Nur durch den Moralischen Sinn wird uns Gott vernehmlich – der moralische Sinn ist der Sinn
für Daseyn, ohne äußre Affection – der Sinn für Bund – der Sinn für das Höchste –
der Sinn für Harmonie – der Sinn für freygewähltes, und erfundenes und dennoch
gemeinschaftliches Leben – und Seyn – der Sinn fürs Ding an sich – der ächte
Divinationssinn. / diviniren, etwas ohne Veranlassung, Berührung, vernehmen./ Das Wort Sinn,
das auf mittelbares Erkenntniß, Berührung, Mischung, hindeutet, ist hier freylich nicht
recht schicklich – indeß ist ein unendlicher Ausdruck – wie es unendliche Größen giebt. Das Eigentliche
kann hier nur approximando, zur Nothdurft, ausgedrückt werden. Es ist Nichtsinn, oder Sinn, gegen
den jenes Nichtsinn ist.
Will ich nun Gott oder die Weltseele in den Himmel setzen? Besser wär es wohl, wenn ich den Himmel zum
moralischen Universo erklärte – und die Weltseele im Universum ließe.
62. Mor[al] und Relig[ion].
Moralisch handeln und religioes handeln sind sonach aufs innigste vereinigt. Man soll zugleich
innere und äußere Harmonie beabsichtigen – zugleich das Gesetz und den Willen Gottes,
jedes um sein selbstwillen, erfüllen. Es giebt also ein einseitiges moralisches und einseitiges
religioeses Handeln.
63. Personenlehre.
Eine ächt synthetische Person ist eine Person, die mehrere Personen zugleich ist – ein Genius.
Jede Person ist der Keim zu einem unendlichen Genius. Sie vermag in mehrere Person[en] zertheilt,
doch auch Eine zu seyn. Die ächte Analyse der Person, als solcher bringt Personen hervor – die Person
kann nur in Personen sich vereinzeln, sich zertheilen und zersetzen. Eine Person ist eine
Harmonie – keine Mischung, keine Bewegung – keine
Substanz, wie die » Seele«. Geist und Person sind Eins. (Kraft ist Ursache.)
Jede persönliche Äußerung gehört einer bestimmten Person an. Alle Äußerungen – der Person gehören zur
unbestimmten (Universal) personalität und zu einer oder mehreren bestimmten Personalitäten zugleich.
z. B. eine Äußerung, als Mensch, Bürger, Familienvater und Schriftsteller
zugleich.
64. Cosmologie.
Es muß unendliche Wissenschaften, unendliche Menschen, unendliche Moralisten, unendliche Götter, wie
unendliche Größen, geben. Heterogene Dinge können sich einander nur nähern.
65. Enc[yclopaedistik].
Die Elemente entstehn später, als die Dinge – So ist der Körper vor der Fläche, die Fläche vor der
Linie etc., die Elemente sind künstliche Bestandtheile. Allg[emeine] Begriffe, Gattungsnotionen, etc. gehören
zu den Elementen.
66. Enc[yclopaedistik].
Real Integration und Differentiation. Die Geometrie ist bisher methodo integrali vorgetragen worden.
Differentiale Geometrie. Differentiiren ist in Elemente zerlegen (idealische Analyse) Integriren ist das
Entgegengesezte (Realsynthese)
Der gewöhnliche Diff[erential] und Int[egral]Calcül ist nur eine abermalige Zerlegung der Elemente in
Elemente.
(Verschiedne Sorten von Einheiten)
67. Physik.
Das Schellingsche Wärmesystem verbunden mit dem Franklinism / der nichts anders ist, als Brownism/
wird die Grundlage des künftigen UniversalNatursystems.
68. <Essai über die vollkommne Sprache – Einleitung zur mathematischen Revolution.
/Essai ist zwischen Brief und Abhandl[ung]>
69. Math[ematik].
Am Ende ist die ganze Mathemat[ik] gar keine besondre Wissenschaft – sondern nur ein allgem[ein]
wissenschaftliches Werckzeug – ein schönes Werckzeug ist eine Contradictio in adjecto. Sie ist
vielleicht nichts, als die exoterisirte, zu einem äußern Object und Organ, gemacht
Seelenkraft des Verstandes – ein realisirter und objectivirter Verstand. Sollte dieses vielleicht mit
mehreren und vielleicht allen Seelenkräften der Fall seyn – daß sie durch unsre Bemühungen, äußerliche
Werckzeuge werden sollen? – Alles soll aus uns heraus und sichtbar werden – unsre Seele soll
repraesentabel werden – Das System der Wissenschaften
soll symbolischer Körper (Organsystem) unsers Innern werden – Unser Geist soll sinnlich wahrnehmbare
Maschine werden – nicht in uns, aber außer uns.
/Umgekehrte Aufgabe mit der Äußern Welt./
70. Kosmologie.
Über den Idealism – vid. Spinotza, von Humboldt citirt. Dieses hängt sehr mit den vorigen zusammen.
Eine sinnlich wahrnehmbare, zur Maschine gewordene Einbildungskraft ist die Welt. Die
Einbild[ungs]Kr[aft] ist am leichtesten und ersten zur Welt gekommen, oder geworden – die
Vernunft vielleicht zulezt. Über diese Herausbildung – und geistige Secretion./
Keim und Reitz Secretion – erstere weiblich – leztere männlich./ Entwicklung unsrer Natur. Erste
Zeugung – 2te – dritte etc. cumulative.
(S. 10-12)
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