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Aquarium > Weißenfels > Veranstaltungen 2003 > Vortrag 29.01. > Der seltsame Reiter in der Kreuzhohle bei Hohenmölsen


Der seltsame Reiter in der Kreuzhohle bei Hohenmölsen

Schon oft hatten die Leute erzählt, dass es in der Kreuzhohle zwischen Hohenmölsen und Zetzsch nicht geheuer sei. Nun aber hieß es, man habe dort einen Reiter ohne Kopf gesehen. Zuerst wusste man es von zwei Männern aus Hohenmölsen. Die waren an einem dunklen Herbstabend atemlos und kreideweiß heimgekommen. Sie waren so in Angst gejagt, dass sie sogar ihren Apfeldiebstahl in einem Garten nahe der Hohle ausplauderten. »Wir hatten«, berichtete der eine, »einen Sack schon voll und wollten eben nach dem nächsten Baume gehen, als wir plötzlich durch die Hohle einen schwarzen Reiter kommen sahen. Wir drückten uns zur Erde nieder. Wie die Gestalt ganz nahe war, sahen wir, dass es ein Reiter ohne Kopf war. Ganz deutlich sahen wir das. Langsam ritt die unheimliche Gestalt durch die Hohle. Nur ein großes schwarzes Kreuz ragte über die Schulter.« »Ja«, fuhr der andere fort, »mein Lebtag hol' ich nicht wieder Äpfel aus einem fremden Garten. Wir sind gelaufen, was wir konnten; den Sack haben wir stehen gelassen.« Wirklich fand der Gartenbesitzer am nächsten Tage den Sack mit Äpfeln in seinem Garten. Ein paar Tage später wollten dann auch zwei Zetscher Bauern, die an einem stürmischen Abend von Hohenmölsen kamen, den Reiter ohne Kopf bemerkt haben. Immer und immer wieder wurde in den nächsten Jahren davon berichtet. Die Gärten und Felder an der Hohle waren seitdem vor Feld- und Gartendiebstählen sicher; denn jedermann fürchtete, dort dem unheimlichen Reiter zu begegnen.

Er sah nur unheimlich aus; in Wirklichkeit war er es nicht. Er hatte auch einen Kopf wie jeder gewöhnliche Reiter, nur hatte der Hegereiter Hans Pommer – der war es – seinen Mantel über den Kopf gezogen und den Griff seines Degens darüber gehalten. Hans Pommer lebte ums Jahr 1735.

Aus: Die vergrabene Truhe. Sagen und Erzählungen aus dem Gebiet um Weißenfels, Hohenmölsen und Zeitz. Ausgewählt und zusammengestellt von Adolf Schmiedecke. Weimar: Wartburg-Verlag 2002. S. 100-101.



 


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Letzte Änderung am 21.03.2004.
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