Das Gespenst unter der Eiche
Im Herbst 1817 brannten in Tröglitz einige
Häuser nieder. Später richtete eine
Feuersbrunst in Burtschütz großen Schaden
an. Wegen Brandstiftung in beiden Fällen
wurde der Bauer Schlag in Burtschütz
angeklagt. Er kam 1822 nach Zeitz ins
Untersuchungsgefängnis. Doch am Tage vor
dem Verhör verübte er in seiner Zelle auf
grauenhafte Weise Selbstmord. Mit einem
Messer schlitzte er sich den Leib auf,
schnitt seine Eingeweide heraus und warf
sie auf die Straße. Die Leiche des
Selbstmörders wurde nach Burtschütz
gebracht; aber man duldete die Beisetzung
auf dem dortigen Friedhof nicht. So wurde
der Leichnam dann in einem Winkel des
Unteren Johannisgottesackers verscharrt.
Schlag sollte mehrere tausend Taler
vergraben haben. Er fand daher im Grabe
keine Ruhe. Unter einer Eiche zwischen
Göbitz und Maßnitz haben ihn verschiedene
Leute umgehen sehen. Weiße Strümpfe soll
er getragen haben. Eltern warnten ihre
Kinder vor dieser Eiche, damit ihnen der
gespenstische Burtschützer kein Leid
antue.
Aus: Die vergrabene Truhe. Sagen und
Erzählungen aus dem Gebiet um Weißenfels,
Hohenmölsen und Zeitz. Ausgewählt und
zusammengestellt von Adolf Schmiedecke.
Weimar: Wartburg-Verlag 2002. S. 11.
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