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68.
Eine Übersetzung ist entweder grammatisch,
oder verändernd, oder mythisch. Mythische
Übersetzungen sind Übersetzungen im
höchsten Stil. Sie stellen den reinen,
vollendeten Charakter des individuellen
Kunstwerks dar. Sie geben uns nicht das
wirkliche Kunstwerk, sondern das Ideal
desselben. Noch existiert, wie ich glaube
kein ganzes Muster derselben. Im Geist
mancher Kritiken und Beschreibungen von
Kunstwerken trifft man aber helle Spuren.
Es gehört ein Kopf dazu, indem sich
poetischer Geist und philosophischer Geist
in ihrer ganzen Fülle durchdrungen haben.
Die griechische Mythologie ist zum Teil
eine solche Übersetzung einer
Nationalreligion. Auch die moderne Madonna
ist ein solcher Mythus.
Grammatische Übersetzungen sind die
Übersetzungen im gewöhnlichen Sinn. Sie
erfodern sehr viel Gelehrsamkeit –
aber nur diskursive Fähigkeiten.
Zu den verändernden Übersetzungen gehört,
wenn sie echt sein sollen, der höchste,
poetische Geist. Sie streifen leicht in
die Travestie – wie Bürgers Homer in
Jamben – Popens Homer – die
französischen Übersetzungen insgesamt. Der
wahre Übersetzer dieser Art muß in der Tat
der Künstler selbst sein und die Idee des
Ganzen beliebig so oder so geben können
– Er muß der Dichter des Dichters
sein und ihn also nach seiner und des
Dichters eigner Idee zugleich reden
lassen können. In einem ähnlichen
Verhältnisse steht der Genius der
Menschheit mit jedem einzelnen
Menschen.
Nicht bloß Bücher, alles kann auf diese
drei Arten übersetzt werden.
(RUB 8030, S. 19-20)
67.
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Letzte Änderung am 21.10.1999.
© 1997-2006 f.f., l.m.
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