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13.

Der rohe, discursive Denker ist der Scholastiker. Der ächte Scholastiker ist ein mystischer Subtilist. Aus logischen Atomen baut er sein Weltall – er vernichtet alle lebendige Natur, um ein Gedankenkunststück an ihre Stelle zu setzen – Sein Ziel ist ein unendliches Automat. Ihm entgegengesezt ist der rohe, intuitive Dichter. Er ist ein mystischer Macrolog. Er haßt Regel, und feste Gestalt. Ein wildes, gewaltthätiges Leben herrscht in der Natur – Alles ist belebt. Kein Gesetz – Willkühr und Wunder überall. Er ist bloß dynamisch.

So regt sich der philosophische Geist zuerst in völlig getrennten Massen.

Auf der 2ten Stufe der Kultur fangen sich an diese Massen zu berühren – mannichfaltig genug – So wie in der Vereinigung unendlicher Extreme überhaupt das Endliche, Beschränckte, entsteht, so entstehn nun auch hier Eklektiker ohne Zahl. Die Zeit der Mißverständnisse beginnt. Der Beschränkteste ist auf dieser Stufe der Bedeutendste, der reinste Philosoph der 2ten Stufe. Diese Klasse ist ganz auf die wirckliche, gegenwärtige Welt, im strengsten Sinne, eingeschränckt. Die Philosophen der ersten Klasse sehn mit Verachtung auf diese 2te herab. Sie sagen, sie sey alles nur ein bischen – und mithin nichts. Sie halten ihre Ansichten für Folgen der Schwäche, für Inconsequentismus. Gegentheils stimmt die 2te Klasse in der Bemitleidung der Ersten überein – der sie die absurdeste Schwärmerey, bis zum Wahnwitz, schuld geben.

Wenn von Einer Seite Scholastiker und Alchymisten gänzlich gespalten, hingegen die Eklektiker Eins zu seyn scheinen, so ist doch auf dem Revers alles gerade umgekehrt. Jene sind im Wesentlichen indirecte Eines Sinns – nemlich über die absolute Unabhängigkeit und unendliche Tendenz der Meditation – Sie gehn beyde vom Absoluten aus – dagegen die Bornirten im Wesentlichen mit sich selbst uneins und nur im Abgeleiteten übereinstimmend sind. Jene sind unendlich, aber einförmig – diese beschränckt – aber mannichfaltig. Jene haben das Genie – diese das Talent – Jene die Ideen – diese die Handgriffe. Jene sind Köpfe, ohne Hände, diese Hände, ohne Köpfe.

Die dritte Stufe ersteigt der Künstler, der Werckzeug und Genie zugleich ist. Er findet, daß jene ursprüngliche Trennung der absoluten philosophischen Thätigkeiten eine tiefer liegende Trennung seines eignen Wesens sey – deren Bestehn auf der Möglichkeit ihrer Vermittlung – ihrer Verbindung beruht. Er findet, daß so heterogen auch diese Thätigkeiten sind, sich doch ein Vermögen in ihm vorfinde von Einer zur andern überzugehn, nach Gefallen seine Polaritaet zu verändern – Er entdeckt also in ihnen nothwendige Glieder seines Geistes – er merckt, daß beyde in einem Gemeinsamen Princip vereinigt seyn müssen. Er schließt daraus, daß der Eklekticismus nichts, als das Resultat des unvollständigen, mangelhaften Gebrauchs dieses Vermögens sey. Es wird ihm mehr, als wahrscheinlich, daß der Grund dieser Unvollständigkeit die Schwäche der produktiven Imagination sey – die es nicht vermöge sich im Moment des Übergehns von Einem Gliede zum andern schwebend zu erhalten und anzuschauen. Die vollständige Darstellung des durch diese Handlung zum Bewußtseyn erhobenen ächt geistigen Lebens ist die Philosophie kat exochin. Hier entsteht jene lebendige Reflexion, die sich bey sorgfältige[r] Pflege nachher zu einem unendlich gestalteten geistigen Universo von selbst ausdehnt – der Kern oder Keim einer alles befassenden Organisation – Es ist der Anfang einer wahrhaften Selbstdurchdringung des Geistes die nie endigt.

(HKA II, 524-526)

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14.


 


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Letzte Änderung am 01.03.2004.
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