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3.
<Der Buchstabe ist nur eine Hülfe der philosophischen Mittheilung, deren eigentliches Wesen
in Erregung eines bestimmten Gedanckengangs besteht. Der Redende denckt producirt – der Hörende denckt
nach – reproducirt. Die Worte sind ein trügliches Medium des Vordenckens – unzuverlässige Vehikel
eines bestimmten, specifischen Reitzes. Der ächte Lehrer ist ein Wegweiser. Ist der Schüler in der
That wahrheitslustig, so bedarf es nur eines Wincks, um ihn finden zu lassen, was er sucht.
Die Darstellung der Philosophie besteht demnach aus lauter Themas – aus Anfangssätzen – Principien.
Sie ist nur für selbstthätige Wahrheitsfreunde. Die analytische Ausführung des Thems ist nur für Träge
oder Ungeübte. – Leztere müssen dadurch fliegen und sich in einer bestimmten Direction erhalten lernen.
Aufmercksamkeit ist eine zentrirende Kraft. Mit der gegebenen Richtung beginnt das wircksame Verhältniß
zwischen dem Gerichteten und dem Objecte der Richtung. Halten wir diese Richtung fest so gelangen wir
apodiktisch sicher zu dem gesteckten Ziel.
Ächtes Gesammtphilosophiren ist also ein gemeinschaftlicher Zug nach einer geliebten Welt –
bey welchem man sich wechselseitig im vordersten Posten, welcher die meiste Anstrengung gegen das
widerstrebende Element, worinn man fliegt, nöthig macht, ablößt.>
(HKA II, 522)
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