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Das selige Land leidet nur noch von einer
Bezauberung, indem es dem Wechsel der Jahreszeiten
unterworfen ist, Heinrich zerstört das
Sonnenreich. Mit einem großen Gedicht, wovon nur
der Anfang aufgeschrieben ist, sollte das ganze
Werk beschlossen werden:
Die Vermählung der Jahreszeiten.
Tief in Gedanken stand der neue Monarch. Er gedachte
Jetzt des nächtlichen Traums, und der Erzählungen auch,
Als von der himmlischen Blume zuerst er gehört, und getroffen
Still von der Weissagung, mächtige Liebe gefühlt.
Noch dünkt ihn, er höre die tief eindringende Stimme,
Eben verließe der Gast erst den geselligen Kreis,
Flüchtige Schimmer des Mondes erhellten die klappernden Fenster,
Und in des Jünglings Brust tobe verzehrende Glut.
»Edda«, sagte der König, »was ist des liebenden Herzens
Innigster Wunsch? was ist ihm der unsäglichste Schmerz?
Sag es, wir wollen ihm helfen, die Macht ist unser, und herrlich
Werde die Zeit, nun du wieder den Himmel beglückst.« –
»Wären die Zeiten nicht so ungesellig, verbände
Zukunft mit Gegenwart und mit Vergangenheit sich,
Schlösse Frühling sich an Herbst, und Sommer an Winter,
Wäre zu spielendem Ernst Jugend mit Alter gepaart:
Dann, mein süßer Gemahl, versiegte die Quelle der Schmerzen,
Aller Empfindungen Wunsch wäre dem Herzen gewährt.«
Also die Königin; freudig umschlang sie der schöne Geliebte:
»Ausgesprochen fürwahr hast du ein himmlisches Wort,
Was schon längst auf den Lippen der tiefer Fühlenden schwebte,
Aber den deinigen erst rein und gedeihlich entklang.
Führe man schnell den Wagen herbei, wir holen sie selber,
Erstlich die Zeiten des Jahrs, dann auch des Menschengeschlechts.« –
(RUB 8939, S. 187–189)
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