[120. Absatz]
»Habe ich doch schon oft«, rief Heinrich aus,
»mich an dem Aufgang der bunten Natur, an der
friedlichen Nachbarschaft ihres mannigfaltigen
Eigentums ergötzt; aber eine so schöpferische und
gediegene Heiterkeit hat mich noch nie erfüllt wie
heute. Jene Fernen sind mir so nah, und die reiche
Landschaft ist mir wie eine innere Phantasie. Wie
veränderlich ist die Natur, so unwandelbar auch
ihre Oberfläche zu sein scheint. Wie anders ist
sie, wenn ein Engel, wenn ein kräftigerer Geist
neben uns ist, als wenn ein Notleidender vor uns
klagt, oder ein Bauer uns erzählt, wie ungünstig
die Witterung ihm sei, und wie nötig er düstre
Regentage für seine Saat brauche. Euch, teuerster
Meister, bin ich dieses Vergnügen schuldig; ja
dieses Vergnügen, denn es gibt kein anderes Wort,
was wahrhafter den Zustand meines Herzens
ausdrückte. Freude, Lust und Entzücken sind nur die
Glieder des Vergnügens, das sie zu einem höhern
Leben verknüpft.« Er drückte Mathildens Hand an
sein Herz, und versank mit einem feurigen Blick in
ihr mildes, empfängliches Auge.
(RUB 8939, S. 108)
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