68.
Jetzt scheint die vollkommene Demokratie
und die Monarchie in einer unauflöslichen
Antinomie begriffen zu sein der
Vorteil der einen durch einen
entgegengesetzten Vorteil der andern
aufgewogen zu werden. Das junge Volk steht
auf der Seite der erstern, gesetztere
Hausväter auf der Seite der zweiten.
Absolute Verschiedenheit der Neigungen
scheint diese Trennung zu veranlassen.
Einer liebt Veränderungen der andre
nicht. Vielleicht lieben wir alle in
gewissen Jahren Revolutionen, freie
Konkurrenz, Wettkämpfe und dergleichen
demokratische Erscheinungen. Aber diese
Jahre gehn bei den meisten vorüber
und wir fühlen uns von einer friedlicheren
Welt angezogen, wo eine Zentralsonne den
Reigen führt, und man lieber Planet wird,
als einen zerstörenden Kampf um den
Vortanz mitkämpft. Man sei also nur
wenigstens politisch, wie religiös,
tolerant man nehme nur die
Möglichkeit an, daß auch ein vernünftiges
Wesen anders inklinieren könne als wir.
Diese Toleranz führt, wie mich dünkt,
allmählich zur erhabenen Überzeugung von
der Relativität jeder positiven Form
und der wahrhaften Unabhängigkeit
eines reifen Geistes von jeder
individuellen Form, die ihm nichts als
notwendiges Werkzeug ist. Die Zeit muß
kommen, wo politischer Entheism und
Pantheism als notwendige Wechselglieder
aufs innigste verbunden sein werden.
(RUB 8030, S. 64)
67.
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