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Aquarium > Das Werk > Gedichte aus der Schulzeit (1788-1791) > An He[rrn August Wilhelm] Schlegel


An He[rrn August Wilhelm] Schlegel

  [1.]

Auch ich bin in Arkadien geboren;
Auch mir hat ja ein heißes volles Herz,
Die Mutter an der Wiege zugeschworen
Und Maß und Zahl in Freude und in Schmerz.

Sie gab mir immer freundlich himmelwärts
Zu schaun, wenn selbst die Hoffnung sich verloren;
Und stählte mich mit Frohsinn und mit Scherz;
Auch ich bin in Arkadien geboren!

Komm, reiche mir die brüderliche Hand!
Zu Brüdern hat uns die Natur erkoren,
Und uns gebar ein mütterliches Land.

Ich habe Dir längst Liebe zugeschworen,
Gern folgsam meinem bessern Genius.
Gib mir die Hand, und einen Bruderkuß!

  [2.]

Zarte Schwingungen umbeben leise
Meines Busens junges Saitenspiel,
Und ein höher schlagendes Gefühl
Atmet in mir in so fremder Weise.

Deine Lieder wehn aus fernem Kreise
Aus der Aftertöne Marktgewühl
Ach! so freundlich, heilig, lieb und kühl
Her zu meines Pfades stillem Gleise.

Mancher Stunde lieh ich Flügel schon,
Daß zu Dir, der jüngsten Muse Sohn,
Zu Dir, dem Holden, Lieben, sie mich brächte;

Daß ich mich an Deine Brust gelehnt,
Und an reineren Genuß gewöhnt,
An des Schicksals stillem Neide rächte.

  3.

Oft schon hört ich, wenn im Dichterlande
Ich zu jeder stillen Laube ging,
Welche schirmend vor dem Sonnenbrande
Einen Dichterjüngling kühl umfing,

Deine Lieder, und ein goldner Ring
Knüpft im Traum, den mir die Hoffnung sandte
Und an dessen Lipp' ich schmachtend hing
Freundlich uns in sanfte Lebensbande.

Wäre dieser Traum der Ehrenhold
Einer schönen Feenzeit gewesen,
Da Du mich zu Deinem Freund erlesen;

Ewig wollt ich, meinem Schicksal hold,
Treue schwören allen guten Wesen
Und von jedem Geistesfehl genesen. –

  4.

Auch ich bin in Arkadien geboren,
Auch mir hat mancher gute Genius
Am Mutterbusen Liebe zugeschworen,
Und manchen süßen, freundlichen Genuß.

Auch ich empfand in Ahndungen verloren
Das leise Wehn von manchem Geisterkuß,
Und fühlte oft im heiligen Erguß
Mich zu der Sonne reinem Dienst erkoren.

Verzeih wenn mich mein eignes Herz nicht trügt,
Und mich auf Flügeln stolzer Träume wiegt,
Daß ich so kühn in Eure Reihen trete;

Und fassest Du mich auch so rein und warm,
Wie ich Dich liebe, mit Dir Arm in Arm,
Um Ewigkeit für unser Bündnis bete. –

(RUB 7991, S. 14-16)

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Letzte Änderung am 10.03.1999.
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