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Daher zeigt uns auch die Geschichte des
Protestantismus keine herrlichen großen
Erscheinungen des Überirdischen mehr, nur
sein Anfang glänzt durch ein
vorübergehendes Feuer des Himmels, bald
nachher ist schon die Vertrocknung des
heiligen Sinns bemerklich; das Weltliche
hat die Oberhand gewonnen, der Kunstsinn
leidet sympathetisch mit, nur selten, daß
hie und da ein gediegener, ewiger
Lebensfunke hervorspringt, und eine kleine
Gemeinde sich assimiliert. Er verlischt
und die Gemeinde fließt wieder auseinander
und schwimmt mit dem Strome fort. So
Zinzendorf, Jacob Böhme und mehrere. Die
Moderatisten behalten die Oberhand, und
die Zeit nähert sich einer gänzlichen
Atonie der höhern Organe, der Periode des
praktischen Unglaubens. Mit der
Reformation war's um die Christenheit
getan. Von nun an war keine mehr
vorhanden. Katholiken und Protestanten
oder Reformierte standen in sektierischer
Abgeschnittenheit weiter voneinander, als
von Mahomedanern und Heiden. Die
übriggebliebenen katholischen Staaten
vegetierten fort, nicht ohne den
schädlichen Einfluß der benachbarten
protestantischen Staaten unmerklich zu
fühlen. Die neuere Politik entstand erst
in diesem Zeitpunkt, und einzelne mächtige
Staaten suchten den vakanten
Universalstuhl, in einen Thron verwandelt,
in Besitz zu nehmen.
(RUB 8030, S. 74)
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