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Aquarium > Das Werk > Das Allgemeine Brouillon (1798-1799) > Nr. 231-240


[231.] <Gravitationslehre – und Arythmetika universalis will ich zuerst durchgehn. Jener soll Eine Stunde, dieser 2 Stunden gewidmet werden. Was mir nebenher einfällt, wird in das allg[emeine] Brouillon mit hineingeschrieben. Die übrige Zeit wird theils dem Roman, theils vermischter Lektüre gewidmet – und d[er] Chymie und Encyclopaedistik überhaupt.
Das Cabinet v[on] Heynitz und Hofmann wird erst nach geendigten praeparativen Theil d[er] Oryktognosie betrachtet.
Der Gravitationslehre folgt die Mechanik.>

232. <1 Stunde ist den chymischen Bereitungen gewidmet.
(B[ereitungen] v[on] Processen, von Leben aller Art.) 1. chymische Bereitungen chymischer etc. Kräfte – d[es] Feuers, d[es] Lichts – der Kälte, der Gährung, der Detonation etc. der Electr[icitaet], d[es] Magnet[ism].
(B[ereitung] v[on] Proc[ess] Organen – von Organen aller Art) 2. Bereitungen chemischer Stoffe.>

233. <1 Stunde der Encyclopaedistik überhaupt. Diese enthält wissensch[aftliche] Algeber – Gleichungen. Verhältnisse – Aehnlichkeiten – Gleichheiten – Wirckungen der Wissenschaften auf einander.
Früh v[on] 6-12 folgen sich diese Stunden. Nachmittag ist, wenn früh keine St[unde] verlohren gegangen ist, Roman und Lektüre. Briefe unterbrechen alle St[unden]. Die übrige St[unde] früh kann der Motion und d[en] Pausen gewidmet seyn. V[on] 9-10 z. B. wird spatzieren geritten oder v[on] 11-12. Wird früh v[on] 6-7 etwa gelesen so wird Nachmit[tags] eingeholt.>

[234.] Romant[ik] etc. Märchen. Nessir und Zulima. Romantisirung der Aline. Novellen. Tausend und Eine Nacht. Dschinnistan. La Belle et la Bète. Musaeus Volksmärchen. Romantischer Geist der neuern Romane. Meister. Werther. Griechische Volksmährchen. Indische Märchen. Neue, originelle Märchen. In einem ächten Märchen muß alles wunderbar – geheimnißvoll und unzusammenhängend seyn – alles belebt. Jedes auf eine andre Art. Die ganze Natur muß auf eine wunderliche Art mit der ganzen Geisterwelt vermischt seyn. Die Zeit der allg[emeinen] Anarchie – Gesezlosigkeit – Freyheit – der Naturstand der Natur – die Zeit vor der Welt (Staat.) Diese Zeit vor der Welt liefert gleichsam die zerstreuten Züge der Zeit nach der Welt – wie der Naturstand ein sonderbares Bild des ewigen Reichs ist. Die Welt des Märchens ist die durchausentgegengesezte Welt der Welt der Wahrheit (Geschichte) – und eben darum ihr so durchaus ähnlich – wie das Chaos der vollendeten Schöpfung. (Über die Idylle.)
In der künftigen Welt ist alles, wie in der ehmaligen Welt – und doch alles ganz Anders. Die künftige Welt ist das Vernünftige Chaos – das Chaos, das sich selbst durchdrang – in sich und außer sich ist – Chaos 2. oder ∞.
Das ächte Märchen muß zugleich Prophetische Darstellung – idealische Darstell[ung] – abs[olut] nothwendige Darst[ellung] seyn. Der ächte Märchendichter ist ein Seher der Zukunft.
Bekenntnisse eines wahrhaften, synth[etischen] Kindes – eines idealischen Kindes. (Ein Kind ist weit klüger und weiser, als ein Erwachsener – d[as] Kind muß durchaus ironisches Kind seyn.) – Die Spiele d[es] K[indes] – Nachahmung der Erwachsenen. (Mit der Zeit muß d[ie] Gesch[ichte] Märchen werden – sie wird wieder, wie sie anfieng.)

235. Phys[ik]. (Leben überhaupt ist das eigentliche abs[olute] Menstruum universale – und univers[ales] Bindungsmittel.) (Es giebt unendlich viel Arten des Lebens. Alles Organ ist Excrement oder Produkt des Lebens.)

236. MenschenL[ehre]. Ewige Jungfrau ist nichts, als ewiges, weibliches Kind. Was entspricht der Jungfrau bey uns Männern. Ein Mädchen, die nicht mehr wahrhaftes Kind ist, ist nicht mehr Jungfrau. (Nicht alle Kinder sind Kinder).

237. Zuk[unfts]L[ehre] d[es] Lebens. Unser Leben ist kein Traum – aber es soll und wird vielleicht einer werden.

238. Mathem[atische] Phil[osophie]. (Grammatik.) Die Kategorieen sind das Alphabet cogitationum humanarum – worinn jeder Buchstabe eine Handlung begreift – eine philosophische Operation – einen höhern (mathematischen) Calcül – Die Philosophie der Kategorieen ist von der höchsten Wichtigkeit.

239. Phys[ik]. Allgemeine Ansicht der chémischen Operationen – Ihre Algebraïsirung. /Nasser Weg – trockner Weg – philosophischer Weg./ Alles ins Gleichgewicht setzen ist ein Selbstwägen der Natur – ein Selbstproportioniren – / Die Verhältnisse des Volums, der Ausstreckung etc. sind Selbstmessungen – die Graderhöhungen sind potenzirungen – das Polarisiren – ein poniren und Negiren –
Das Logarythmisiren und Gleichen – das differentiiren und integriren quid?
Zahlensystem und Sprachsystem.

240. Enc[yclopaedistik]. Wie werden die philosophischen Kupfertafeln beschaffen seyn?
Dahin gehören schon die Kategorieentafel – das Fichtische theoretische System – die Dyanologie – die Tafeln an der Logik v[on] Maaß – die Bacosche Tafel der Wissenschaften etc. Tabellen etc.

Geografische – Geognostische – mineralogische – chronologische – mathematische – technologische – chymische – Cameralistische – politische – galvanische – physicalische – Artistische – physiologische – musicalische – heraldische – Numismatische – statistische – philologische – Grammatische – psychologische – Litterairische – philosophische Kupfertafeln. Die Pläne vor d[en] Büchern sind gewissermaßen schon Kupfertafeln – (Die Alphabete) – Die Indices sind die Speciellen Wörterbücher und Encyclopaedieen. /Die Geometrie z. B. in eine große Tabelle gebracht – die Arythmetik – die Algéber etc./ Alle mögliche litterairische artistische und weltliche Geschichte muß in Tafelnsuiten gebracht werden können. (Je weniger ein Buch in eine Tafel gebracht werden kann, desto schlechter ist es.)

(S. 39-42)

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