Die Novalis-Gedenkstätte in Weißenfels
Im Frühjahr 1786 erwarb der kurfürstlich-sächsische
Salinendirektor Heinrich Ulrich Erasmus Freiherr
von Hardenberg (1738–1814) »allhier in Weißenfels«
ein »ohnweit der Closterkirche in der sogenannten
Clostergasse gelegenes amtssässiges Hauß, Hoff, Scheune,
Ställe, Seiten- und Hintergebäude, Garten und Gartenhauß
nebst Stande in der Closterkirche [...] mit allem was
darinnen Wand, Band, Nied, Clammer, Nagel u. Wurzelfeste
ist« für 1625 Reichstaler. Bald darauf
wahrscheinlich im Spätsommer 1786 übersiedelte die
Familie von Hardenberg und damit auch der junge Georg
Philipp Friedrich von Hardenberg von Oberwiederstedt in
die Saalestadt Weißenfels über.
Ausstellungsraum
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In diesem Grundstück wuchs Friedrich von
Hardenberg zum jungen Mann heran, kehrte
als Schüler und Student immer wieder in
sein Elternhaus das zugleich Sitz
des Salinenamtes war zurück, ging
seiner beruflichen Tätigkeit als Assessor
bei dieser Behörde und bei der geologischen
Landeserkundung Sachsens nach, empfing hier
seine Freunde und schrieb seine
vielgestaltigen Gedanken nieder. In dem
heute als »Novalis-Haus«
bezeichneten Gebäude verstarb der Dichter,
philosophische Denker und kursächsische
Bergbeamte nach einem kurzen, aber
hochproduktiven Leben am 25. März 1801 um
1/2 1 Uhr mittags in Gegenwart seines
Bruders Karl und Friedrich Schlegels.
Nach jahrelangen Bemühungen war es dem Literaturkreis
Novalis e.V. Weißenfels 1996 gelungen, in diesem
familiär-biographischen Zentrum des Lebens und Schaffens
Friedrich von Hardenbergs eine Gedenkstätte einzurichten.
Mit der ersten, kleinen Ausstellung, die am 29. September
1996 eröffnet wurde, konnte endlich auch den Wünschen
zahlreicher Weißenfelser, aber ebenso denen der
Novalis-Interessierten aus aller Welt entsprochen werden.
Ausstellungsraum
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Die Ausstellung zeigte zunächst wichtige Lebensstationen dieses
bedeutenden Repräsentanten der Frühromantik: den in den östlichen
Ausläufern des Harzes gelegenen Geburtsort Oberwiederstedt, die
Orte der Ausbildung Eisleben, Jena, Leipzig, Wittenberg und
Freiberg sowie die wichtigsten Stationen der beruflichen Tätigkeit
mit Artern, Dürrenberg und Kösen. Porträts und Scherenschnitte
wiesen auf das familiäre Umfeld hin, auch auf die beiden Verlobten
Hardenbergs, Sophie von Kühn und Julie von Charpentier. Es wurden
auch die Verbindungen Novalis' zum Kreis der Jenaer Frühromantik
und deren geistiges Umfeld aufgezeigt.
Ergänzt wurden die Schautafeln durch Gemälde, Grafiken, Schriften
von und an Novalis und zu seinem Werk, Mobiliar sowie einen Abguß
der bekannten Porträtbüste Friedrich von Hardenbergs von Fritz
Schaper, die sich im nahegelegenen Stadtpark befindet.
Der erste Ausstellungsraum mit Stuckdecke
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Zum 200. Todestag von Novalis am 25. März 2001 wurde die Gedenkstätte neu konzipiert
und erweitert. Auch das Novalis-Haus ist in Dachstuhl und Außenmauerwerk grundlegend
saniert worden.
Schwerpunkte der neuen Ausstellung sind bzw. werden sein: die Darstellung der
lebensgeschichtlichen Bezüge in dem relativ eng umrissenen Raum, in dem Novalis
lebte, studierte, dichtete und arbeitete; die engen Bindungen an den Jenaer
Romantikerkreis; die Bedeutung der beruflichen Ausbildung und Tätigkeit im
Bergbau und Salinenwesen, sowohl für Novalis' Dichtung und Denkansätze, als auch
für die »Netzwerke des Wissens«, in denen um 1800 Konzepte der Ökologie und
eines nachhaltigen Umgangs mit den Ressourcen der Natur ausgearbeitet wurden.
Zum 202. Todestag Friedrich von
Hardenbergs am 25. März 2003 wird eine
Dauerausstellung zum geologisch-bergmännischen
Werk des Novalis vorbereitet,
um ein Gesamtbild seiner
Persönlichkeit zeichnen zu können. Die
Konzeption sieht vor, die
naturwissenschaftliche Leistung des
Novalis nicht isoliert zu betrachten,
sondern als Themen voranzustellen:
- die Entwicklung des geologischen Denkens bis 1800
- der Bergbau im Erzgebirge und die Bergakademie Freiberg als älteste montanwissenschaftliche Hochschule der Welt
- die geologische Landeserkundung für Kursachsen
- Braunkohle im westlichen Kursachsen
- die Entwicklung des Salinewesens in Kursachsen
- die mitteldeutschen Universitäten (Jena, Leipzig, Wittenberg), an denen Novalis studierte.
Erst in diesem wissenschaftsgeschichtlichen
Kontext wird es möglich sein, die Leistung
von Novalis in seiner Zeit und für seine
Zeit zu würdigen und zu bewerten. Im
Detail wird dargestellt:
- Novalis' Studium in Freiberg und an den anderen Universitäten
- sein Beitrag für die geologische Landeserkundung in Kursachsen
- Novalis' Erkundung der Braunkohlenlagerstätten im sächsisch-thüringischen Raum und seine wissenschaftlichen Wertungen
- seine Leistung zur Entwicklung des Salinewesens in Kursachsen.
Novalis-Pavillon 2001
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Der Initiator und Betreuer der Ausstellung, der am 25. März 1991, dem 190.
Todestag des Dichters und Denkers, gegründete Literaturkreis Novalis
e.V. Weißenfels hat sich die Aufgabe gestellt, bei der Erforschung, Pflege und
Vermittlung von Leben und Werk dieses berühmten Sohnes der Stadt,
aber auch anderer Weißenfelser Dichter/Schriftsteller mitzuwirken. Er will zur
Klärung und gerechteren Würdigung dieser Persönlichkeiten und ihres
geistesgeschichtlichen Umfelds beitragen. Dazu gehören neben der
Präsentation der Ausstellung, die räumlich mit der Geschäftsstelle des
Vereins verbunden ist, Veranstaltungen wie etwa Vorträge, Lesungen,
literarisch-musikalische Abende, Foren, Exkursionen, auf denen
Erkenntnisse zu Person und Werk des Novalis vorgestellt und entsprechende
Bezüge zur Gegenwart hergestellt werden. Ort der Zusammenkünfte ist
der Gartenpavillon des Novalis-Hauses, der bereits im eingangs zitierten
»Kauffbrief« von 1786 Erwähnung findet. Der Literaturkreis
NOVALIS e.V. ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft
Literarischer Gesellschaften Deutschlands (ALG).
Öffnungszeiten der Novalis-Gedenkstätte in Weißenfels
Dienstag bis Freitag: 10.00 17.00 Uhr
Samstag und Sonntag: 10.00 12.00 und 13.00 17.00 Uhr
Novalis-Haus, Klosterstraße 24, 06667 Weißenfels
Telefon: 03443/234531
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