»Malende Poeten« als Balsam für die Seele
Veranstaltung des Weißenfelser Literaturkreises Novalis: Vortrag über Naturgedichte der Romantik
Von Wolfgang Fischer
Weißenfels/MZ. Romantik? In unserer hektischen Zeit? Wie geht das? Vielleicht sollte man sich die Zeit dazu einfach einmal
nehmen. So folgten eine ganze Reihe von Freunden des Literaturkreises Novalis und Gäste der Einladung von Frau Dr. Sabine
Schetelich aus Freiberg zum Vortrag »Spiegelt in der Seele sich dämmernd grün« vor wenigen Tagen im Novalishaus in Weißenfels.
Die Referentin sprach über Naturgefühl und Naturgedichte der Romantiker. Nach der Einstimmung des Publikums durch die Klänge
einer Glasharmonika zeigte die Vortragende an vielen Gedichtbeispielen, wie die Dichter der Romantik die Natur in einem neuen
Licht sahen. Die Zeit der »gestutzten« Barock- und Rokokogärten war vorüber, und ein neues Verhältnis zur Natur entstand. Einer
dieser »malenden Poeten«, welche Mondschein, blaue Stunde und Naturgärten als wohltuend für die Seele erkannten, war Friedrich
von Hardenberg (Novalis). Einige seiner Gedichte wie »Klingsors Weinlied«, »Der Rosenstock« und »Die Erlen« waren im Vortrag zu
hören, ebenso wie ein Auszug aus den »Lehrlingen zu Sais«.
Das Beobachten, Forschen und Entdecken der Natur brachte es ein, dass sich auch heute noch die Literaturbegeisterten aus aller
Welt an den Versen von Schiller, Eichendorff, Mörike, Herder, Fallersleben und anderen erfreuen können. Die Auswahl der Gedichte
war sehr schwierig, betonte Sabine Schetelich, die mit der Erkenntnis, dass Dichtung gesprochen werden muss, an einem Hörprojekt
über Novalis arbeitet. In diesem Vortrag gelang es ihr die passenden Beispiele für die romantische Naturauffassung in ihrer
poetisch verklärten Gegenwelt herauszusuchen. Viele Verse wurden vertont.
Am Ende waren sich alle einig, das konnte man sich anhören. Die Romantik ist eben allgegenwärtig, hat merklich oder unbemerkt
unseren Alltag durchdrungen, so dass wir auch weiterhin von ihren Ideen und Gefühlen beeinflusst werden.
Mitteldeutsche/Weißenfelser Zeitung, 31. März 2005
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