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Aquarium > Weißenfels > Veranstaltungen 2004 > Lesung 25.02.2004


Schrieb mit 13 die ersten Memoiren

Vortrag über jungen Nietzsche

Von Wolfgang Fischer

Weißenfels/MZ. Zu einem erneuten Vortrag mit dem bekannten Naumburger Herausgeber Kai Agthe versammelten sich Literaturfreunde und zahlreiche Gäste des Literaturkreises Novalis im Novalispavillon Weißenfels. Diesmal handelte der Vortrag von Agthe, nach kurzer Vorstellung durch Eleonore Sent, von den frühen Biografien des Philosophen Friedrich Nietzsche, der zu Weißenfels zwar wenig Beziehung gehabt hat, dessen ersten Lebensstationen aber in unmittelbarer Nähe, in Röcken und Naumburg zu finden sind.

Der junge Nietzsche, von Wilhelm Pinder eher als schüchtern und für sein Alter als viel zu ernsthaft eingeschätzt, schrieb schon als Dreizehnjähriger seine ersten Memoiren (»Aus meinem Leben«) und machte sich damals bereits Gedanken über Wesen und Gestalt der Welt, ständig begleitet vom Trauma des frühen Todes seines jähzornigen Vaters, den er als zärtliches Familienoberhaupt schildert.

1861, drei Jahre später, begann er mit seiner zweiten dreiteiligen Autobiografie »Mein Lebenslauf«. In drei Versionen lässt Nietzsche die besten Jahre seines Lebens vorüberziehen, bis er schließlich 1888 seine späte und letzte Autobiografie »Ecce homo – wie man wird, was man ist« verfasst.

Agthe bereicherte den Vortrag durch erstaunliche Einzelheiten aus diesen Schriften, beispielsweise wie sich der das Landleben gewohnte Friedrich Nietzsche gewundert hat, dass sich in einer Stadt manche Leute gar nicht kennen, oder sich über die langen gepflasterten Straßen in Naumburg aufgeregt hat. Die Schilderung eines Stadtrundgangs durch Naumburg bildete den krönenden Abschluss des detaillierten Vortrages. Interessante Fragen der Zuhörer im Anschluss und die Diskussion über die Bronzefiguren des Bildhauers Messerschmidt in Röcken bezeugen, dass der Vortrag beim Publikum gut angekommen ist. Kai Agthes Buch zum Thema erschien im April 2003 im Wartburg Verlag.

Mitteldeutsche/Weißenfelser Zeitung, 2. März 2004

*

Friedrich Nietzsche: »Ich habe nun schon manches erfahren«. Hrsg. von Kai Agthe. Weimar: Wartburg Verlag 2003.

So wie Friedrich Nietzsches (1844-1900) schriftlich reflektierendes Leben endete, so begann es auch: mit autobiografischen Aufzeichnungen. Genau drei Jahrzehnte vor dem großen Finale »Ecce homo – Wie man wird, was man ist« (1888) berichtete der gerade einmal 13-jährige Gymnasiast »Aus meinem Leben« (1858). In dieser gemessen am Alter ihres Verfassers bemerkenswerten Schrift ist auch ein Rundgang durch die »Mutterstadt« Naumburg enthalten, in der Nietzsche prägende Jahre als Kind verbrachte. Drei Jahre nach der ersten Autobiographie entstand in der damaligen königlich-preußischen Landesschule Pforta die in drei Versionen vorliegende Aufzeichnung »Aus meinem Leben«.

Kai Agthe (33), wissenschaftlicher Mitarbeiter am Germanistischen Institut der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und Herausgeber der in Weimar erscheinenden Buchreihe »Edition Muschelkalk«, hat diese frühen autobiographischen Schriften Friedrich Nietzsches, versehen mit zahlreichen, zum Verständnis unverzichtbaren Anmerkungen und einem ausführlichen Nachwort, im Wartburg Verlag Weimar als eigenständige Veröffentlichung herausgegeben.



 


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Letzte Änderung am 05.05.2004.
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