»Das sanfte Joch der Vortrefflichkeit« – Aus dem Leben der Caroline von Wolzogen,
Schwägerin des Friedrich Schiller
Bericht über die Vortragsveranstaltung vom 28. Januar 2004
Vor wenigen Tagen stellte die Schriftstellerin Renate Feyl im großen Versammlungsraum
der Kreissparkasse Weißenfels ihren 1999 veröffentlichten Roman
»Das sanfte Joch der Vortrefflichkeit«
den Literaturfreunden vor. Die Lesung wurde als gemeinsame Veranstaltung des
Literaturkreises mit der Sparkasse rege besucht und der anschließende Bücherverkauf
durch die Seume-Buchhandlung abgesichert.
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Die in Jena aufgewachsene und in Berlin lebende Autorin gab aber nicht nur Einblicke in
ihr Buch sondern schilderte auch den Weg seiner Entstehung und die damit verbundene
jahrelange literaturwissenschaftliche Forschungstätigkeit auf der Grundlage einer wahren
Fülle von Material.
Ihre Bücher, die hauptsächlich Schicksale und Lebenswendungen von Schriftstellerinnen oder
Frauen bekannter Dichter auf der Grenze vom 18. zum 19. Jahrhundert beinhalten, haben
Langzeitwirkung und überstehen auch Jahre, »in denen keiner Zeit zum Lesen hat« (Wendezeit),
so Renate Feyl.
Der vorgestellte Roman beschreibt das Leben Carolines von Wolzogen (1763-1847), ihre
schriftstellerische Arbeit und die Beziehung zu ihrem Schwager Friedrich Schiller. Das Buch
besticht durch die prägnanten Milieuschilderungen des Lebens und Treibens im herzoglichen
Weimar und in Jena, den Wirkungsstätten von Goethe, Schiller, Herder und Wieland.
Diese Dichter und Denker werden durch die Darstellung persönlicher Schwächen
(Eitelkeit, Empfindlichkeit, Selbstsucht, Nachlässigkeit) aber auch durch die
Beschreibung von Krankheit und Not vom Sockel geholt und aus der Alltagssicht der
hilfreichen und literarisch begabten Caroline von Wolzogen geschildert. Anhand des taktvollen
Umgangs mit heiklen Zitaten aus Briefen, Schriften und authentischen Zeugnissen konnten
sich die anwesenden Zuhörer u. a. auch davon überzeugen, dass »man sich nicht mehr
gern im Spiegel sieht« oder dass Friedrich von Hardenberg (Novalis) »Nachtschwester« an
Friedrich Schillers Krankenbett gewesen ist.
Für den Vortrag vor dem Hintergrund der »Kultur der Goethezeit« gab es Beifall
bei jeder Gelegenheit.
Wolfgang Fischer, 3. Februar 2004
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