Viele Aufträge führen in die Saalestadt
Vortrag im Pavillon gut besucht – Kunstmalerin stellt Dichterporträts in Aquarelltechnik vor
Weißenfels/MZ/fi. »Wer in so einem
kleinen Pavillon einen Vortrag besucht,
kann nur ein Novalis-Verehrer sein.« So
begann die Malerin Rosalinde Weber-Hohengrund
aus Schwabach vor kurzem ihre
Ausführungen zu den mitgebrachten Porträts
des Dichters der deutschen Romantik,
Friedrich von Hardenberg (Novalis).
Sie sprach vor einem großen Kreis von
Interessenten über das Novalis-Antlitz,
dessen Aussage im zeitgenössischen Porträt
und stellte eigene Kunstwerke vor. Nach
einer Anzahl von Aufträgen in der
Nürnberger Region führten sie weitere
Arbeiten nach Weißenfels, wo sie seit neun
Jahren als Farbgestalterin für Architektur
tätig ist und zur Zeit bei der Sanierung
des »Bootshauses« mitwirkt.
Bernd Steudtner, Chef der Wohnungsbau
Wohnungsverwaltung Weißenfels GmbH (WVW),
berichtete von der ersten Begegnung der
freischaffenden Künstlerin mit der
Saalestadt und dass sie ihre Exkursion mit
dem Skizzenblock auch zu Novalis führte.
Zu dessen 200. Todestag schenkte sie dem
Literaturkreis ein Aquarellporträt, das
sich in der Gedenkstätte befindet. Nachdem
die Malerin erkannt hatte »wie schön
Weißenfels ist«, wandte sie sich immer
wieder dem Thema Novalis zu und stellte in
ihrem Vortrag fünf großformatige Porträts
in Aquarelltechnik vor. Ihr Verzicht auf
die kraftvolle Bergmannstracht bei Franz
Gareis' Originalporträt und die Betonung
der Farbe Blau lassen Novalis' Gesicht als
Landschaft seiner gesamten Dichtung
erkennen. Die Gestaltung von Augen, Mund,
Nase und Kinn zeigt Charaktereigenschaften
des Frühromantikers. Die Malerin erzeugt
damit den Ausdruck von Freiheit, Glauben,
Ehrfurcht, Staunen, Wissen und Demut in
den einzelnen Bildern. Der Vortrag wurde
mit Zitaten und einer Rezitation aus den
»Hymnen an die Nacht« des Dichters
untermalt.
In der Diskussion kam zum Vorschein, dass
trotz aller Mutmaßungen das mit
wissenschaftlichen Methoden untersuchte
Originalporträt ursprünglich einen dem
Leben zugewandten Novalis zeigt. Der
Vortrag war ein weiterer gelungener
Versuch, durch die Vorstellung von
Gemälden eine Brücke zur Literatur zu
schlagen.
Mitteldeutsche/Weißenfelser Zeitung, 3. September 2003
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