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Aquarium > Weißenfels > Veranstaltungen 2001 > Vortrag 29.08.


Projektor als Kunstobjekt

Außergewöhnlicher Vortrag im Pavillon – Grafikerin Johanna Bartl zu Gast

Ende August ist für einen Vortrag im Weißenfelser Novalispavillon eine ungewöhnliche Zeit. Deshalb bemüht sich der Literaturkreis für diesen Zeitpunkt um besondere und auffällige Themen, so auch die von zwei Novalis-Zitaten eingerahmten Darbietungen der freischaffend künstlerisch tätigen Johanna Bartl aus Dessau am letzten Mittwoch.

Die in Thüringen geborene Grafikerin erläuterte den Kunstfreunden nicht nur ihre Installation in der Novalis-Ausstellung, deren Kernstück der Ausblick aus dem Fenster zu St. Claren-Kloster, Saalstraße, Baum und Uhr bildet, sondern auch den Sinn der aufgestellten Schemel, der ausgelegten Gegenstände und Spiegelungen.

Im Vortrag konnten die interessierten Zuhörer noch viel mehr über das künstlerische Schaffen von Johanna Bartl erfahren, die in ihrer Arbeit mit Raum und Zeit von zunehmender Abstraktion der zeichnerischen Motive und Elementarisierung der Zeichnung bis hin zur Bewegungsspur ausgeht. Licht und Sprache, Bewegung im Raum, Veränderungen von Materie mittels jeweils verfügbarem Material oder Medium werden sichtbar gemacht, d.h. aufgezeichnet, festgehalten, inszeniert. Ein leeres Blatt Papier ist ein Raum voller Licht, in einen Dia-Rahmen gepresste Erde aus dem Novalisgarten wird zur Staubprojektion ohne Gestalt und Zeichen. In diesem außergewöhnlichen Vortrag war auch zu sehen wie die Schatten von Kieferrnadeln zu Denkanstößen führen und wie ein Projektor zum Kunstobjekt wird. Ein stillgelegtes Bahnbetriebswerk mit Lichteinfällen, endlosen Zahlenlisten und ausgedienten Brigadetagebüchern ist für die Künstlerin eine Welt voller Spuren, deren Entdeckung sich lohnt.

Dauerhafte Installationen als architekturbezogene Werke und eine Reihe von Stipendien und Preisen für die Akteurin zeugen davon. Ihre letzte Ausstellung »Fragmente und Studien. Nach Novalis.« war unter dem Titel »Licht und Dunkel« in diesem Jahr in der Moritzburg in Halle zu sehen. Ein Beispiel für eine solche Installation finden wir zur Zeit im Novalishaus. Die Künstlerin hat damit keine Probleme, die Probleme hat der Betrachter.

Wolfgang Fischer, Mitteldeutsche/Weißenfelser Zeitung, 4. September 2001



 


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Letzte Änderung am 07.09.2001.
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