Schriftstellerei betrachtete Novalis als Nebensache
Geologe Dankmar Bosse erläuterte Beruf Hardenbergs
Zu seiner monatlichen
Vortragsveranstaltung hatte der
Literaturkreis »Novalis«
Weißenfels den in Berlin ansässigen
Geologen Dankmar Bosse eingeladen. Vor dem
geistigen Hintergrund des 18. Jahrhunderts
erläuterte der Referent vor einem
interessierten Publikum die berufliche
Tätigkeit, die naturwissenschaftlichen und
naturphilosophischen Gedanken Friedrich
von Hardenbergs.
Seine Ausbildung und die berufliche
Tätigkeit als Assessor bei dem
kursächsischen Salineamt in Weißenfels
paßten nicht ins Bild seiner Verehrer.
»Es macht aber eine sonderbare
Wirkung und stört doch, wenn man sich
Novalis als Amtshauptmann oder als
Salzbeisitzer denkt. Es ist
entsetzlich!« so urteilte
Justinus Kerner (1786-1862). Der größte
Teil seines Lebens war jedoch mit
naturwissenschaftlich-technischen Studien
und beruflicher Tätigkeit im sächsischen
Bergwesen ausgefüllt. Novalis selbst hielt
seine Schriftstellerei ausdrücklich für
Nebensache, die Hauptsache sei das
praktische Leben, wie er am 5. Dezember
1798 an Rahel Just schrieb.
Dieses praktische Leben sah Novalis als
Beruf und Berufung, als eine Art der
Dienstleistung im täglichen Leben an. Herr
Bosse erläuterte dies aus der Sicht des
Naturwissenschaftlers, wobei er auch auf
die intensiven Bemühungen von Hardenbergs
zur Erhöhung der Produktivität der Salinen
Artern, Dürrenberg und Kösen mittels
Verbesserung des Gradierens, einem
effizienteren Siedeprozeß sowie dem
Einsatz der Braunkohle als
»modernen« Energieträger
einging. So ergaben sich neue Sichten auf
Novalis' Leben, die das inhaltliche
Spektrum der bisher vom Literaturkreis
durchgeführten Vorträge erweiterten.
Ingo Bach, Mitteldeutsche/Weißenfelser Zeitung, April 1999
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