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Aquarium > Weißenfels > Veranstaltungen 1999 > Vortrag 24.02.


Im Verein auf romantischer Spurensuche

Kunst des 20. Jahrhunderts im Mittelpunkt

Vor kurzem hatte der Literaturkreis Novalis zu einem Diavortrag über die Spuren der Romantik in der Kunst des 20. Jahrhunderts eingeladen. Referent im Pavillon war Pfarrer Walter Martin Rehahn aus Halle. Sein Vortrag knüpfte an einen Lichtbilderabend zu Caspar David Friedrich an, dem bedeutendsten Vertreter der romantischen Landschaftsmalerei in Dresden. Dresden war ein wichtiges Zentrum der Romantik. 1798 trafen sich in der Gemäldegalerie Novalis, Schelling, Caroline, Friedrich und August Wilhelm Schlegel vor Raffaels Sixtinischer Madonna.

Walter Martin Rehahn
Walter Martin Rehahn
In seinem Vortrag zu Caspar David Friedrich hatte Rehahn die Korrespondenz zwischen romantischer Malerei und Dichtung aufgezeigt: In seinen Landschaften läßt sich Friedrich auf eine subjektive Reaktion auf die Natur ein. Von der romantischen Malerei überlebte nur die rasch akademisch erstarrte Schule der Nazarener, deren schöpferischer Impuls einst die Begeisterung für Geschichte, Kunst und Kultur des Mittelalters gewesen war. Weit über Vormärz und 1848er Revolution waren Peter Cornelius, Johann Friedrich Overbeck, Philipp Veit, Julius Schnorr von Carolsfeld und ihre Schüler tätig. Im späten 19. Jahrhundert war ihre religiöse Kunst zur Massenware trivialisiert. Dagegen waren die »norddeutschen« Romantiker mit ihrem produktiven Wirkungskreis in Dresden nahezu vergessen: Caspar David Friedrich, Philipp Otto Runge, Carl Blechen galten als Randeinfälle der Kunstentwicklung und mußten um die Jahrhundertwende regelrecht wiederentdeckt werden. Zur Zeit der Weimarer Republik und des Faschismus gab es in der Bildenden Kunst Bezüge zur Romantik. Als Beispiel einer produktiven Rezeption wies Rehahn auf Spuren der Romantik in Bildern des Symbolismus und Surrealismus.

Die kritisch-kreative Auseinandersetzung mit der historischen Romantik und ihrer Wirkungsgeschichte in der Avantgarde, durch Symbolismus, Surrealismus, Neue Sachlichkeit, wurde in der NS-Zeit unterbrochen. Romantische Themen wurden ideologisch mißbraucht. Nicht nur in seiner Kunst war der Nationalsozialismus eine dekadente Ausprägung des Nationalismus der Romantik, der darauf abzielte, Deutschland wieder zu einem Status zu verhelfen, den es im Mittelalter hatte. Bezogen auf die Vergangenheit orientierte sich der Nationalsozialismus nicht wie die Romantik am Mittelalter, sondern an Werten altgermanischer Stammesordnung. Der Abend endete mit Spurensuche in der zeitgenössischen Kunst. Hundertwassers Bildsymbole wurden sichtbar gemacht. Interessant wäre eine Spurensuche in der Kunst der DDR, hieß es in der abschließenden Diskussion.

Eleonore Sent, Mitteldeutsche/Weißenfelser Zeitung, Februar 1999



 


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Letzte Änderung am 15.05.1999.
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