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Gisela Kraft las aus ihrer Trilogie

Eine sehr beeindruckende Lesung konnte man aus Anlaß des 197. Todestages Friedrich von Hardenbergs im Novalis-Pavillon erleben. Die sehr zahlreichen Besucher wurden an diesem Abend in die Gedanken- und Empfindungswelt des Novalis einbezogen. Der Zeitpunkt der Begebenheit war der 25. März 1799 – ein Ostermontag. Als Ort durfte man sich den Grüninger Friedhof mit dem Grab der geliebten Braut Sophie vorstellen. Natürlich gab es diesen Osterspaziergang »nur in Gedanken«, aber doch mit der Prägnanz und der Faszination der Phantasie. Denn: »Hineinsehen führt zur Wirklichkeit«. Die Meisterin der Phantasie, nein, die Dichterin des facettenreichen vielschichtigen Textes mit poetischem Tiefgang ist Frau Dr. Gisela Kraft. Sie ist Autorin der Novalis-Trilogie (»Prolog zu Novalis«, »Paradies«, »Erde«), und lebt in der Dichterstadt Weimar. Bereits zum zweiten Mal war sie Gast des Weißenfelser Literaturkreises Novalis. Ihre Präsentation des besagten Monologes des Novalis aus »Erde« war von beeindruckender philosophischer Substanz und für die Interessenten des Abends auch in rhetorischer Hinsicht ein außgewöhnliches Erlebnis.

Die Büste im Stadtpark Weißenfels

Vor der Lesung gab es im kleinen Kreis einen Besuch an der Novalisbüste im Stadtpark. Von unbekannter Hand neugepflanzter Winterjasmin, ein Strauß mit blauen Irisblüten, ein exotischer Edelstein und passende Worte gaben dem Gedanken an Novalis einen lebendigen Ausdruck. Im Verlauf des Abends formulierten die Mitglieder des Vereins auf ihrer Jahreshauptversammlung Zielvorstellungen und Grundsätze für die nächste Zukunft. Die Vorstandswahl und der deutliche Hinweis auf den 200. Todestag des Dichters in drei Jahren waren gewichtige Tagesordnungspunkte. In den Abendstunden des 25. März 1998 erinnerten sich Weißenfelser und Gäste sehr stimmungsvoll an den Wert und den Rang eines Friedrich von Hardenbergs, genannt Novalis, für seine Stadt und seine Verehrer in aller Welt.

Ingrid Jahn, Mitteldeutsche/Weißenfelser Zeitung