Zum familiären Umfeld Friedrich von Hardenbergs
Familie Coye gehörte zu Dienern der von Hardenbergs
Beim Durcharbeiten der Tauf-, Heirats- und
Sterberegister der Weißenfelser
Marienkirche und der Klosterkirche ist es
möglich, interessante Details zum Leben
und familiären Umfeld Friedrich von
Hardenbergs (Novalis) zu machen. Dazu
gehören auch die dort fixierten
familiengeschichtlichen Nachrichten über
eine Familie Coye, die mit hoher
Wahrscheinlichkeit im Jahre 1786 zusammen
mit der Familie des kursächsischen
Salinendirektors Heinrich Ulrich Erasmus
von Hardenberg von Oberwiederstedt bei
Hettstedt nach Weißenfels zog.
Den wohl wichtigsten quellenmäßigen Beleg
finden wir auf Seite 70 des Taufregisters
der Weißenfelser Klosterkirche (Band 1785-1791)
dort ist unter Nr. 54 für den 26.
Oktober 1786 die Taufe der am 24. Oktober
geborenen Friedericka Carolina Elisabetha
Coye verzeichnet. Der Vater ist Johann
Gottfried Coye, »Hochadl. Bedienter
allhier«, die Mutter wird nicht
verzeichnet. Die Paten waren ein Fräulein
Friedrika Elisabetha von Bohse, »Herr
George Friedrich Philipp von Hardenberg«
und Carolina Sophia Charlotta Sidonia von
Hardenberg, die von 1771 bis 1801 lebende
Schwester des Vorigen. Mit hoher
Wahrscheinlichkeit handelt es sich bei
dieser Eintragung um die früheste
quellenmäßige Nachricht über den
Aufenthalt des Dichters, philosophischen
Denkers und kursächsischen Berg- und
Salinenbeamten in Weißenfels. Friedrich
von Hardenberg erwähnt seine Patenstelle
dann einige Tage später in einem
»Weißenfels, am 2. November 1786«
datierten und lokalisierten Brief an den
Onkel Friedrich Wilhelm von Hardenberg in
Lucklum im Braunschweigischen.
Wie das Begräbnisregister der Weißenfelser
Marienkirche (Band 1785-1799) auf Seite
133 ausweist, ist das Patenkind des
Novalis bereits wieder am 3. November 1786
verstorben. Der von Hardenberg'schen
Dienerfamilie Coye(n) wird in Weißenfels
am 8. Juli 1789 ein weiteres Kind geboren,
eine Tochter Carolina Maria Augustina, die
einen Tag später die Taufe erhält.
Die Taufpaten waren wiederum Sidonia
Charlotta Sophia Carolina von Hardenberg,
ferner Herr Theodor August Elten, Pastor
in Oberwiederstedt, der sich durch Georg
August Ludwig Heimbach (1768-1793), den
»Hofmeister der jungen Hardenbergsch.
Familie« vertreten ließ. Und der dritte
Pate war Maria Carolina Beurget,
»Französin im Hochadl. Hardenbergsch.
Hauße«, über die bisher nichts in
Erfahrung gebracht werden konnte.
Den »Hochadl. Bedienten« Johann Gottfried
Coye erwähnt Friedrich von Hardenberg in
einem an seinen Bruder Erasmus gerichteten
Brief vom 27. Februar 1796: »Anton,
Semler, Coyen und die Mutter wissen um
meinen Magnetismus halbwegs schon
Bescheid«. Er verschlüsselt damit seine
zunächst nichtöffentliche Verlobung mit
Sophie von Kühn vom Jahre 1795.
Die Familie Coye wird noch zweimal in den
Weißenfelser Kirchenbüchern genannt: Am
19. Februar 1787 wird das »einzige
Söhnlein« des »Hochadligen Laquens«
(Lakai, der Verfasser) J.G. Coye abends in
der Stille begraben. Dieser Junge hat
wahrscheinlich in Oberwiederstedt das
Licht der Welt erblickt. Und im
Begräbnisregister der Marienkirche (Band
1808-1823) erfahren wir auch endlich auf
Seite 377/378 den Namen der Ehefrau und
Mutter. Am 2. Januar 1814 wird die am
»Nervenfieber« am 31. Dezember 1813
verstorbene »Johanna Dorothea Coyjen,
geborene Precht(in), Johann Gottfried
Coyjens, Herrschaftl. Dieners allhier
Eheweib« auf dem hiesigen Friedhof, dem
heutigen Stadtgarten, bestattet.
Sie stammte aus dem am Nordharzrand,
unweit Oberwiederstedt gelegenen Städtchen
Ermsleben, war 61 Jahre alt und hinterließ
eine Tochter, die bereits oben erwähnte
und im Jahre 1789 geborene Carolina Maria
Augustina, nach deren Hochzeit bisher
nicht recherchiert werden konnte. Die
Taufe der Johanna Dorothea Precht und
deren Hochzeit sind in den Kirchenbüchern
der Sixtus- und Andreas-Kirche zu
Ermsleben nicht nachweisbar.
Es ist anzunehmen, daß der Witwer Johann
Gottfried Coye Ende 1813/Anfang 1814
Weißenfels wieder verlassen hat und nach
Oberwiederstedt zurückgekehrt ist, nachdem
Anton von Hardenberg, der Bruder des
Novalis, zum Landrat im Mansfelder
Gebirgskreis ernannt wurde.
Ingo Bach, Mitteldeutsche/Weißenfelser Zeitung vom 16./17. Juli 1997
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