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125.
<Der wahre Leser muß der erweiterte
Autor sein. Er ist die höhere Instanz, die
die Sache von der niedern Instanz schon
vorgearbeitet erhält. Das Gefühl,
vermittelst dessen der Autor die
Materialien seiner Schrift geschieden hat,
scheidet beim Lesen wieder das Rohe und
Gebildete des Buchs – und wenn der
Leser das Buch nach seiner Idee bearbeiten
würde, so würde ein 2. Leser noch mehr
läutern, und so wird dadurch daß die
bearbeitete Masse immer wieder in
frischtätige Gefäße kömmt die Masse
endlich wesentlicher Bestandteil –
Glied des wirksamen Geistes.
Durch unparteiisches Wiederlesen
seines Buchs kann der Autor sein Buch
selbst läutern. Bei Fremden geht
gewöhnlich das Eigentümliche mit verloren,
weil die Gabe so selten ist völlig in eine
fremde Idee hineinzugehn. Oft selbst beim
Autor. Es ist kein Merkmal größerer
Bildung, und größerer Kräfte, daß man über
ein Buch richtigen Tadel fällt. Bei neuen
Eindrücken ist die größere Schärfe des
Sinns ganz natürlich.>
(RUB 8030, S. 36-37)
124.
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Letzte Änderung am 21.10.1999.
© 1997-2006 f.f., l.m.
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