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53.
Je verworrner ein Mensch ist / man nennt
die Verworrenen Dummköpfe / desto mehr
kann durch fleißiges Selbststudium aus ihm
werden – dahingegen die geordneten
Köpfe trachten müssen wahre Gelehrte
– gründliche Enzyklopädisten zu
werden. Die Verworrnen haben im Anfang mit
mächtigen Hindernissen zu kämpfen –
Sie dringen nur langsam ein –
Sie lernen mit Mühe arbeiten – dann
aber sind sie auch Herrn und Meister auf
immer. Der Geordnete kommt geschwind
hinein – aber auch geschwind heraus
– Er erreicht bald die 2. Stufe
– aber da bleibt er auch gewöhnlich
stehn. Ihm werden die letzten Schritte
beschwerlich, und selten kann er es über
sich gewinnen – schon bei einem
gewissen Grade von Meisterschaft sich
wieder in den Zustand eines Anfängers zu
versetzen.
Verworrenheit deutet auf Überfluß an Kraft
und Vermögen – aber mangelhafte
Verhältnisse – Bestimmtheit –
auf richtige Verhältnisse, aber sparsames
Vermögen und Kraft.
Daher ist der Verworrne so progressiv
– so perfektibel – dahingegen
der Ordentliche, so früh, als Philister
aufhört.
Ordnung und Bestimmtheit ist allein nicht
Deutlichkeit. Durch Selbstbearbeitung
kommt der Verworrene zu jener himmlischen
Durchsichtigkeit – zu jener
Selbsterleuchtung – die der Geordnete
so selten erreicht.
Das wahre Genie verbindet diese Extreme.
Es teilt die Geschwindigkeit mit dem
letzten und die Fülle mit dem ersten.
(RUB 8030, S. 16-17)
52.
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Letzte Änderung am 21.10.1999.
© 1997-2006 f.f., l.m.
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