Inverse Verkehrung der Reflexion. Ironische Textverfahren bei Friedrich Schlegel und Novalis, Andreas Barth, Heidelberg, C. Winter, 2001.
Das Buch von Andreas Barth stützt sich auf
Manfred Franks Analysen der deutschen
Frühromantik, insbesondere die Fichte-Studien
von Novalis. In diesen Analysen
untersucht Frank den hohen Stellenwert des
spekulativen Denkens der Romantik in
seinem Verhältnis zum Idealismus und zeigt
dabei die Bedeutung der Konzepte wie
intellektuelle Anschauung oder ordo
inversus auf. Barth macht es sich zur
Aufgabe, die philosophischen und
literarischen Felder der ersten Romantik
(Schelling und die Theorie der Kunst, die
romantische Ironie bei Friedrich Schlegel
und Novalis) zu sondieren, indem er
zunächst die Prämissen bei Kant, Reinhold
und Fichte herausarbeitet. Zu diesem
ersten Teil schreibt der Autor unter
anderem: »Der Anspruch dieses einleitenden
Teils der Arbeit ist es dabei nicht,
grundlegende neue Forschungsergebnisse in
die gegenwärtige Diskussion einzubringen,
sondern [er] besteht darin, vermittels
einer gedrängten, pointierten Analyse
überhaupt den ›roten Faden‹ aufzuzeigen,
der einsichtig machen kann, dass und auf
welche Weise Kants Bestimmungen zum
Selbstbewusstsein ein unmittelbares Echo
in den frühromantischen Spekulationen
Friedrich Schlegels und Novalis' finden«.
Damit wird die Ironie als Teil der
Gesamtproblematik der Epoche zugeordnet,
die das Bewusstsein zu einem Bild des
Seyns im Seyn macht, so dass dieses Bild
nicht die Grundlage des Wissens sein kann,
da es seine Existenz einer unbekannten
Quelle verdankt. Im Anschluss daran
analysiert der Autor, ausgehend von Kant
bis hin zu Heidegger, die Konsequenz, die
sich aus dieser romantischen Philosophie
für die Kunst ergibt – er nennt sie eine
»epistemische Aufwertung des Ästhetischen«
–, und untersucht dabei die
»Interferenzerscheinungen« zwischen dem
Erkenntnisvermögen und dem subjektiven
Gefühl von »Lust« oder »Unlust« beim
Herantreten an das Kunstwerk.
Laurent Margantin
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