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Aquarium > Weißenfels > Novalis-Jahr 2001: Presseberichte > MZ, 26. März 2001


Novalis-Matinee: Schatz zum Erinnern und Polieren

Gedenkfeier an gestrigem 200. Todestag Friedrich von Hardenbergs – Weißenfelser Schul-Aula voll besetzt

»Ich bringe besondere Grüße aus einem völlig verschneiten Oberwiederstedt mit«, sagte Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reinhard Höppner gestern Mittag in der voll besetzten Aula des Weißenfelser Goethe-Gymnasiums. »Besondere Grüße deshalb, weil es sich um die Ehrung eines besonderen Menschen handelt.«

Reinhard Höppner
Reinhard Höppner
Nachdem der SPD-Politiker am Morgen an den Feierlichkeiten anlässlich des gestrigen 200. Todestages Friedrich von Hardenbergs (Novalis, 1772-1801) im Geburtszimmer im Schloss Oberwiederstedt und in der Taufkirche des Frühromantikers teilgenommen hatte, ließ es sich der Schirmherr nicht nehmen, bei der Matinee in Weißenfels als den Wohn- und Sterbeort von Novalis dabei zu sein. Es war eine Gedenkfeier, der das Streichquartett des Theaters Zeitz mit Musik von Joseph Haydn, Ludwig van Beethoven, Wolfgang Amadeus Mozart und Franz Schubert, Zeitgenossen von Novalis, den passenden festlichen Rahmen gab. Auch Gruß- und Dankesworte der Weißenfelser Oberbürgermeisterin Gisela Bevier und des Landrates Johannes Kreis an den vor zehn Jahren in der Saalestadt gegründeten und bei der Pflege um das Novalis-Erbe mit viel Engagement tätigen Literaturkreis mit seiner Vorsitzenden Eleonore Sent durften nicht fehlen.

Rezitationen von der Hallenserin Elke Domhardt aus Novalis' weltberühmt gewordenen Lehrlingen zu Sais, seinen Geistlichen Liedern und Hymnen an die Nacht ließen das Erbe des Wegbereiters der Frühromantik mit treffenden Zitaten wach werden. So heißt es in seinen Werken unter anderem: »Ein Schriftsteller ist nur ein Sprachbegeisterter.« »Wer viel Geist hat, macht viel aus seinem Leben.« »Wer die Wahrheit verrät, verrät sich selbst.« »Gehört nicht zur beharrlichen Mittelmäßigkeit die meiste Kraft?« »Jede Stufe der Bildung beginnt in der Kindheit. Wo Kinder sind, da ist ein goldenes Zeitalter.«

Der fesselnde Vortrag vom Nutzen der Religion nach der Aufklärung von Prof. Hermann Kurzke aus Mainz, »Wo keine Götter sind, walten Gespenster«, machte die Veranstaltung noch spannender. Kurzkes Beitrag, der mit viel Beifall aus dem Publikum bedacht wurde, bereicherte damit das gesamte Programm der Novalis-Ehrung, die mit einem Treffen am Grab-Denkmal im Stadtpark zu Ende ging. »Novalis, der Literat, Techniker und Bergmann, ist wie Martin Luther ein Teil unserer Schätze in unserer mitteldeutschen Landschaft«, würdigte Miniterpräsident Höppner das Leben und Wirken des Naturwissenschaftlers, kursächsischen Salinebeamten und Poeten, der nicht älter als 28 Jahre wurde und dennoch ein intensives Leben führte. Um so mehr gelte es, an diesen Schatz nicht nur zu erinnern, sondern ihn auch zu polieren, damit aus alten Wurzeln frische grüne Zweige sprießen mögen. Gemeinsam, in Oberwiederstedt und in Weißenfels. »Novalis war einer, der sich um das Zuhause der menschlichen Seele gekümmert hat.« Und so wünschte der Schirmherr und Festredner den rührigen Ehrenamtlichen des 80-köpfigen Literaturkreises gute Denkanstöße aus dem Schatz, den Novalis, der Toreöffner eines neuen Jahrhunderts, hinterlassen hat.

Bärbel Schmuck, Mitteldeutsche Zeitung, 26. März 2001



 


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Letzte Änderung am 01.07.2001.
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