Aquarium - Titelseite
·AQUARIUM·
Novalis im Netz

 Titelseite

 Werk

 Neue Bücher

 Porträts

 Autographen

 19. Jh.

 Sekundäres

 Zeittafel

 Suche

 Weißenfels

 Links

 

Archives françaises
English TOC
Índice español
Indice italiano
Sie sind hier:
Aquarium > Weißenfels > Novalis-Jahr 2001: Presseberichte > MZ, 23. März 2001


Novalis-Kolloquium: Der Dichter lernt vom Bergmann

Herbert Uerlings eröffnete Weißenfelser Vorträge

Wer die Werke des Dichters Novalis bislang für blassblaue Blumen gehalten hatte, die vor der Zugluft der Zeiten unter dem Glassturz der Germanistik geschützt werden müssten, wird in Weißenfels derzeit eines Besseren belehrt. Zum Auftakt des zweitägigen Kolloquiums über Leben und Werk des Frühromantikers konnte der Saal die Schar der Interessenten kaum fassen, bereits der erste Vortrag verankerte die scheinbar esoterischen Erfindungen des Dichters in seiner unmittelbaren Lebensumwelt. Dabei hatte der Trierer Germanist Herbert Uerlings ein zumindest für interessierte Laien exotisches Thema gewählt: »Die Bedeutung des Bergbaus für den ›Heinrich von Ofterdingen‹ «.

Doch dem Vorsitzenden der Internationalen Novalis-Gesellschaft gelang es mühelos, von den tatsächlich unübersehbaren Bergbau-Verweisen im Roman-Fragment auf deren Herkunft aus der Ausbildung des Friedrich von Hardenberg zu schließen. Von einer verallgemeinernden Perspektive herab beschrieb er diese Wechselwirkung zwischen poetischer und naturwissenschaftlicher Tätigkeit zudem als Beispiel für die Arbeit an einer frühromantischen »Universalutopie«, die getrennte Bereiche des menschlichen Denkens und Daseins auf ihre jeweiligen Ursprungsideen zurückführen und damit deren wechselseitige Kompatibilität erreichen wollte.

Im »Heinrich von Ofterdingen« konnte Uerlings diese Intention des Dichters anhand von konkreten Rückgriffen auf die Methoden des Freiberger Mineralogie-Lehrers Abraham Gottlob Werner aufzeigen, den Novalis im Roman bekanntlich auch in der Figur des »Alten vom Berg« porträtierte. So sei in dem eingeschobenen Märchen des Dichters Klingsohr von einem »petrifizierenden Verstand« die Rede, dessen versteinernde Wirkung Werners Theorien zum Übergang von organischer in anorganische Materie fortschreibe. Auch das Prinzip der Reihenbildung, mit dem der Geologe Entwicklungen anschaulich machte, sei als Variation von Charakteren in die Werkstatt des Dichters übernommen.

Von solchen Beobachtungen war es nur noch ein Schritt bis zu jener Folgerung, die als Leitmotiv über den auch heute andauernden Vorträgen stehen könnte – dass nämlich jede Tätigkeit, also auch die des Bergmannes, poetisch verstanden werden könnte. Und dass sich daher aus der praktischen Beschäftigung des Friedrich von Hardenberg über Novalis lernen lässt.

Andreas Hillger, Mitteldeutsche Zeitung, 23. März 2001



 


[ document info ]
Letzte Änderung am 01.07.2001.
© 1997-2006 f.f., l.m.
Aktuell
Jermey Adler:
»Novalis & Philo-Sophie«

The Times LS, 16.04.2008
Mit Novalis durchs Jahr
Krit. Ausgabe, 28.09.2007
Symposium:
Novalis und der Orient

Oberwiederstedt,
30./31.08.2007
Novalis en français
Novalis im Feuilleton
Volltextsuche
Neu im »Aquarium«
Neue Bücher 2007
(27.11.2007)