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Aquarium > Weißenfels > Novalis-Jahr 2001: Presseberichte > MZ, 22. März 2001


Jubiläums-Ausstellung: Ein Ringlein für Fritz, Büsten von Schaper

Novalis-Schau im Weißenfelser Sterbehaus des Romantikers

Der kleine Ring zeigt das Pastell-Porträt eines jungen Mädchens im Profil, eine in solchen Techniken eher ungeübte Hand hat dem schmalen Metallreif die Worte »Sophia sey mein Schuz Geist« eingraviert. Das Schmuckstück mit dem emotionalen Glaubensbekenntnis eines jungen Mannes ist wohl das anrührendste Exponat einer Ausstellung, die der Literaturkreis Weißenfels gestern unter dem Dach der dortigen Klosterstraße 24 eröffnet hat. Es erinnert an die am 15. März 1795 heimlich eingegangene Verlobung der Sophie von Kühn mit dem Romantiker Friedrich von Hardenberg, genannt Novalis, der in den Räumen am 25. März 1801 starb.

Es ist eine attraktive Schau entstanden, deren Vitrinen und Bilderrahmen vor allem aus dem Bestand des Weißenfelser Museums Schloss Neu-Augustusburg gefüllt wurden. Von einer Landkarte, die den räumlich eng umrissenen Lebenskreis 1772 in Oberwiederstedt geborenen Künstlers zeigt, reicht das Spektrum der Zeugnisse für Werk und Wirkung bis zu Herausgeber-Korrespondenz für die Novalis-Ausgabe von 1929.

Historische Stiche vergegenwärtigen Studien-Stationen in Wittenberg, Freiberg oder Jena und private Fluchtpunkte wie die Burg Goseck. In Silhouetten-Bildnissen wird die Familie von Hardenberg ebenso plastisch wie in den Autografen, die neben dem Briefwechsel des jungen Poeten mit seinem Kollegen Gottfried August Bürger auch die rührende Sorge der Mutter um ihren Sohn zeigen.

Erfreulich ist der Verzicht auf jede sentimentale Inszenierung, die angesichts der Aura durchaus denkbar gewesen wäre: Die Ausstellungsgestalter um Eleonore Sent haben weder das mutmaßliche Sterbezimmer noch die anderen Wohnräume durch fragwürdige Rekonstruktionen der ohnehin nicht verifizierbaren Möblierung gestaltet, sondern setzen in ihrer Präsentation ausschließlich auf authentisches Material. Dass die Pilgerstätte der Novalis-Gemeinde in der Woche vor dem 200. Todestag dennoch mit einer Überraschung aufwarten kann, liegt am zweiten Schwerpunkt der Ausstellung.

Denn dank der Initiative von Elisabeth Noelle-Neumann wird in drei Räumen der Kern der Fritz-Schaper-Hommage gezeigt, die zuvor in Goch am Niederrhein zu sehen war. Der Bildhauer Schaper (1841-1919), dessen Weißenfelser Würdigung sich durch seine 1872 zum 100. Geburtstag geschaffene Novalis-Büste rechtfertigt, kann trotz der beengten Räumlichkeiten umfangreich wahrgenommen werden. Die Beschränkung auf seine Porträt-Arbeiten von Künstlern und Intellektuellen wie Johann Wolfgang Goethe, Gotthold Ephraim Lessing, Richard Wagner und Ernst Robert Curtius zeigt ihn als technisch brillanten und in der Ikonografie des öffentlichen Gedenkens versierten Künstler, ergänzende Fotografien zeigen seine Arbeiten in ihrem Umfeld.

Dort aber, wo vermutlich einst das Totenbett des Dichters stand, präsentiert sich nun eine der erhaltenen Gips-Arbeiten zu der 1872 auf Betreiben des Weißenfelser Schulrektors Robert Rosalsky aufgestellten Novalis-Büste neben einem Gesteck mit einigen der für den Dichter so signifikanten »Blauen Blume«. Der edle, scharf geschnittene Kopf mit den weichen Locken, dessen auch andernorts überlieferte Schönheit zweifellos viel zur kultischen Verehrung des Autors beigetragen hat, ist nicht die einzige künstlerische Annäherung an den Lokalheroen. Grafiken zu seinen »Hymnen an die Nacht« von Dieter Goltzsche sowie zum Roman »Heinrich von Ofterdingen« von Dieter Weidenbach runden die Schau ab.

Andreas Hillger, Mitteldeutsche Zeitung, 22. März 2001



 


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Letzte Änderung am 01.07.2001.
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