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19.
Die höchsten Aufgaben beschäftigen den Menschen am Frühsten. Äußerst lebhaft fühlt der Mensch
beym ersten Nachdenken das Bedürfniß die höchsten Enden zu vereinigen. Mit steigender Kultur
nehmen seine Versuche an Genialitaet ab – aber sie nehmen an Brauchbarkeit zu – wodurch er zu
dem Irrthume verleitet wird – gänzlich von den Endgliedern zu abstrahiren, und sein Verdienst
blos in Vereinigung näherer Bedingter Glieder zu setzen. Es kann aber nicht fehlen, daß er bald
die nothwendige Mangelhaftigkeit dieser Methode bemerckt und sich nach der Möglichkeit umsieht
die Vortheile der ersten Methode, mit den Vortheilen der 2ten Methode zu verbinden und so beyde
zu ergänzen. Jezt fällt ihm endlich ein in sich selbst, als absoluten Mittelpunct dieser
getrennten Welten das absolute Vereinigungsglied aufzusuchen – Er sieht auf einmal, daß das
Problem realiter schon durch seine Existenz gelößt ist – und das Bewußtseyn der Gesetze seiner
Existenz die Wissenschaft kat exoxin sey, die er so lange schon suche. Mit der Entdeckung dieses
Bewußtseyns ist das große Räthsel im Grunde gelößt. So wie sein Leben reale Philosophie ist, so
ist seine Philosophie ideales Leben – lebendige Theorie des Lebens. Aus zufälligen Thatsachen,
werden systematische Experimente. Sein Weg ist ihm nun auf Ewigkeiten vorgezeichnet – Seine
Beschäftigung ist Erweiterung seines Daseyns in die Unendlichkeit – der Traum seiner Jugend
ist zu einer schönen Wircklichkeit – seine frühern Hoffnungen und Ahndungen sind zu symbolischen
Prophezeyungen geworden. Der scheinbare Widerspruch der ursprünglichen Aufgabe – der Aufgaben –
Lösung und Nichtlösung zugleich – ist vollkommen gehoben.
(HKA II, 527-528)
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Letzte Änderung am 01.03.2004.
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