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Die gewöhnliche Logik ist die Grammatik der höhern Sprache oder des Denkens. Sie enthält blos
die Verhältnisse der Begriffe untereinander – die Mechanik des Denkens – die reine Physiologie
der Begriffe. Die logischen Begriffe verhalten sich aber zu einander, wie die Worte, ohne Gedanken.
Die Logik beschäftigt sich blos mit dem todten Körper der Denklehre.
Die Metaphysik ist die reine Dynamik des Denkens. Sie handelt von den ursprünglichen Denkkräften –
Sie beschäftigt sich mit der bloßen Seele der Denklehre. Die metaphysischen Begriffe verhalten sich
zu einander, wie Gedanken, ohne Worte. Oft wunderte man sich über die beharrliche
Unvollendung beyder Wissenschaften. Jede trieb ihr Wesen für sich, und überall fehlt es. Es wollte
nie recht in jeder passen. Gleich von Anfang suchte man sie zu vereinigen, da alles in Ihnen auf
Verwandtschaft deutete – Aber jeder Versuch mislang – da Eine von beyden immer dabey litt und ihren
wesentlichen Karacter einbüßte. Es blieb bey metaphysischer Logik – und logischer Metaphysik –
aber keine war, was sie seyn sollte. Der Physiologie und Psychologie, der Mechanik und Chymie
giengs nicht besser. In der lezten Hälfte dieses Jahrhunderts entstand hier eine neue, heftigere
Entzündung, als je – die feindlichen Massen thürmten sich stärker, als zeither, gegen einander auf –
die Gährung war übermäßig – es erfolgten mächtige Explosionen. Jezt behaupten Einige – es habe sich
irgendwo eine wahrhafte Durchdringung eräugnet – es sey ein Keim der Vereinigung entstanden, der
allmälich wachsen und alles zu Einer, untheilbaren Gestalt assimiliren würde – Dieses Princip des
ewigen Friedens dringe unwiedersthelig nach allen Seiten, und bald werde nur Eine Wissenschaft und
Ein Geist, wie Ein Prophet und Ein Gott, seyn.
(HKA II, 526-527)
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