[7. Absatz]
Auch ich bin ungeschickter als die andern, und
minder gern scheinen sich die Schätze der Natur
von mir finden zu lassen. Doch ist der Lehrer mir
gewogen, und läßt mich in Gedanken sitzen, wenn
die andern suchen gehn. So wie dem Lehrer ist mir
nie gewesen. Mich führt alles in mich selbst
zurück. Was einmal die zweite Stimme sagte, habe
ich wohl verstanden. Mich freuen die wunderlichen
Haufen und Figuren in den Sälen, allein mir ist,
als wären sie nur Bilder, Hüllen, Zierden,
versammelt um ein göttlich Wunderbild, und dieses
liegt mir immer in Gedanken. Sie such ich nicht,
in ihnen such ich oft. Es ist, als sollten sie den
Weg mir zeigen, wo in tiefem Schlaf die Jungfrau
steht, nach der mein Geist sich sehnt. Mir hat der
Lehrer nie davon gesagt, auch ich kann ihm nichts
anvertrauen, ein unverbrüchliches Geheimnis dünkt
es mir. Gern hätt ich jenes Kind gefragt, in
seinen Zügen fand ich Verwandtschaft; auch schien
in seiner Nähe mir alles heller innerlich zu
werden. Wäre es länger geblieben, sicherlich hätte
ich mehr in mir erfahren. Auch wäre mir am Ende
vielleicht der Busen offen, die Zunge frei
geworden. Gern wär ich auch mit ihm gegangen. Es
kam nicht so. Wie lang ich hier noch bleibe, weiß
ich nicht. Mir scheint es, als blieb ich immer
hier. Kaum wag ich es mir selber zu gestehen,
allein zu innig dringt sich mir der Glauben auf:
einst find ich hier, was mich beständig rührt; sie
ist zugegen. Wenn ich mit diesem Glauben hier
umhergehe, so tritt mir alles in ein höher Bild,
in eine neue Ordnung mir zusammen, und alle sind
nach Einer Gegend hin gerichtet. Mir wird dann
jedes so bekannt, so lieb; und was mir seltsam
noch erschien und fremd, wird nun auf einmal wie
ein Hausgerät.
(RUB 7991, S. 64–65)
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